Mit 148 km/h durch Wien

Mit 148 km/h durch Wien
Polizisten lauerten Roadrunnern auf. Zwei Raser waren Führerscheinneulinge.

Wenige Meter sind die Autos gleichauf. Mit rund 30 km/h rollen sie nebeneinander. Die beiden Fahrer haben Blickkontakt. Dann heulen Motoren auf, Reifen quietschen. Der Countdown ist abgelaufen. Mit einem Höllentempo rasen sie davon.

Das klingt nach einem Hollywood-Klischee, fand aber vor den Augen von Verkehrspolizisten Samstagfrüh auf der Wiener Triester Straße statt. Die Verkehrsabteilung der Wiener Exekutive stoppte mehrere illegale Autorennen.

Bis zu zweihundert junge Autofahrer umfasst die Roadrunner-Szene in Wien. Treffpunkte sind Tankstellen oder Discos, das primäre Gesprächsthema – natürlich Autos. Ein einfacher fahrbarer Untersatz reicht nicht für eine „Mitgliedschaft“: Die Fahrzeuge sind PS-Schleudern, die (zumeist) illegal getunt sind. Fahrwerke liegen tiefer, Kats sind aus-, Lachgas-Einspritzer eingebaut. Trotz hoher Verkehrsstrafen gibt es in Wien einen harten Kern, der nachts Straßen in Rennstrecken verwandelt.

Doch Samstagfrüh hatten die Adrenalin-Junkies mehrere Verfolger – Polizisten. Sie lauerten mit Radarpistolen und in Zivilfahrzeugen entlang der Triester Straße in Wien-Favoriten den Asphalt-Rittern auf.

Um 0.29 Uhr duellierte sich ein Führerscheinneuling, 19, mit einem Raser auf der Triester Straße. Polizisten stoppten ihn. Der rosa Schein, den er erst vor zwei Tagen bekommen hatte, wurde ihm gleich wieder abgenommen.

Rund zwei Stunden später heftete sich das zivile Polizeifahrzeug an die Pkw-Hecks zweier Adrenalin-Junkies. 148,5 Kilometer pro Stunde zeigte die Tachometernadel während der Verfolgungsfahrt an. Am Steuer des VW Golf saß ein Probeführerscheinbesitzer, 23. Auch sein um drei Jahre älterer Herausforderer musste seinen Pkw stehen lassen.

Anzeigen-Flut

Für die Angezeigten wird es jedenfalls teuer. „Es gibt jeweils mehrere Anzeigen wegen Verwaltungsübertretungen“, erklärt Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Nicht nur das Schnellfahren, auch die illegalen Umbauten ziehen saftige Geldstrafen nach sich. Dazu kommen noch die Kosten für die Führerschein-Nachschulung. Ein Psychologe wird außerdem überprüfen, ob sie überhaupt verkehrstauglich sind.

Für die Beamten ging es Schlag auf Schlag weiter. In einer 70er-Zone stoppten sie einen 22-Jährigen mit 145 km/h. Nur geringfügig langsamer waren zwei angehaltene PS-Junkies unterwegs. Ein Raser hatte sich aus Angst vor Radarmessungen ein fremdes Kennzeichen zugelegt. Auch er wurde angezeigt.

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