„Ich schieß’ dir in dein Auge“

„Ich schieß’ dir in dein Auge“
Bis zu sechs Personen dürften bei dem Coup bei Kornmesser mitgewirkt haben. So lief der 16-minütige Überfall genau ab.

Die hätten sich den Weg freigeschossen“, sagt Ernst Klimitsch, Mitbesitzer des Nobel-Juweliers Kornmesser am Wiener Graben. Nur wenige Minuten später und die Räuber, die am Mittwoch das Schmuckgeschäft überfallen hatten, wären auf einen bewaffneten Security mit langjähriger Südafrika-Special-Forces-Erfahrung gestoßen. Dann wäre es am helllichten Tag wohl zu einem blutigen Schusswechsel gekommen. Noch dazu waren während des Überfalls offenbar auch uniformierte Polizisten nicht einmal 100 Meter vom Tatort entfernt, bekamen aber nicht mit, dass eine vermutlich baltische Bande gerade Pretiosen im Wert von einer Million Euro erbeutet.

Um 11.41 Uhr betraten die beiden Haupttäter den Juwelier und fielen gleich durch aggressive Körpersprache auf. Sie drängten den 19-jährigen Neffen von Klimitsch, Jonas Kornmesser, in ein Eck und zogen die Schusswaffen. Man sieht an vielen Dingen, dass sie sich wenig Gedanken darüber machen, ob ihr Revolver oder die Pistole losgehen. Jonas bekam nur eine Minute später mit dem Pistolenknauf einen Schlag auf den Kopf, ging blutend zu Boden. Dann forderte der Räuberchef den Tresorschlüssel. „I shoot you in your eye. I will kill you and your family“, schrie er. (Ich schieße dir in dein Auge. Ich töte dich und deine Familie.)

Viel Blut

Während der korpulente Chef die Ruhe bewahrte und sich nur einmal den Schweiß von der Stirn wischte, schlug der zweite Mann hektisch mit dem Pistolenknauf die Vitrinen ein. Blut spritzte durch das Geschäft. „Hier hat die Kripo so viel DNA gefunden, dass wir uns selber einen Räuber basteln könnten“, sagt Kornmesser.

Spannendes Detail: Der Bandenchef steckte zwei Ringe in seine Jackentasche und wollte offenbar auch auf eigene Rechnung kassieren. Davon bekamen die mit Funk verbundenen zwei bis vier Komplizen nichts mit.

Nachdem das Handy von Jonas Kornmesser zertreten und er mit einem Laptopkabel gefesselt worden war, gelang den Räubern um 11.56 Uhr die Flucht. Um 12.01 Uhr trafen zwei Securitys am Tatort ein, der eine war alarmiert worden, der andere kam von seinem Rundgang zurück. Beide sahen die Täter nicht mehr. „Mir geht es schon wieder besser, ich möchte bald wieder arbeiten“, sagt Jonas Kornmesser am Tag nach der Tat zum KURIER.

Während das Landeskriminalamt nun die Spuren der Täter verfolgt, ist sich das Bundeskriminalamt sicher, dass es sich um „eine klassische Auftragstat“ handelt. Vermutlich dürfte dies der dritte Überfall der Bande sein. Im Herbst soll sie bereits ein Antiquariat in der Stallburggasse und die Galerie Rauhenstein in der Seilergasse überfallen haben.

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