Bisher konnten in Österreich 33 Personen festgenommen werden, durch internationale Zusammenarbeit sind es insgesamt sogar 87 Festnahmen aus ein und der selben Organisation. Es konnten um die 1.000 Fälle von Schlepperei geklärt werden, für die die Geschleppten rund 10 Millionen Euro ausgaben.
Marode "Bunker-Wohnungen"
Im Zuge der Ermittlungen fanden die Kriminalisten auch mehrere Personen in einer sogenannten "Bunker-Wohnung" in Wien - eine Wohnung in der die Schlepper die Geschleppten temporär unterbrachten. "Das waren schlimme Zustände. 15 Menschen haben auf Matratzen in einer 40 Quadratmeter großen Wohnung gehaust. Und jeder musste pro Tag 50 Euro dafür zahlen", sagt der Christoph S. einer der leitenden Ermittler aus Schwechat. Die Menschen waren immer wieder in eine dieser Zwischenquartiere gebracht worden, um die Spur der Schlepper zu verwischen. Gerald Tatzgern, Leiter des Joint Operational Office (JOO) das gegen Menschenhandel und Schlepper kämpft, gibt in diesem Zusammenhang auch eine Schätzung ab: "Ich denke, dass es Hunderte solcher Bunker-Wohnungen in Wien gibt. In der Stadt fallen sie wenig auf."
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Im Zuge der Ermittlungen konnte die Polizei auch den Chef des Schlepper-Rings ausforschen. Nach ihm wird international gefahndet: "Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, er ist einer der Größen im Schlepper-Geschäft in Europa", sagt Tatzgern.
In dieser Bunker-Wohnung in Wien konnte die Polizei auch einen Schlepper festnehmen, der zunächst zu den Vorwürfen schwieg. Bei mehreren Einvernahmen in der Justizanstalt Korneuburg wurde dem Mann dann aber offenbar klar, dass die Ermittler ohnehin seine Kontakte und Chats in seinem Handy nachvollziehen konnten, und der Mann begann zu reden. Dadurch konnte die Polizei neben vielen anderen Drahtziehern auch den Chef des Schlepper-Rings ausforschen. Nach ihm wird international gefahndet: „Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, er ist einer der Größen im Schlepper-Geschäft in Europa“, sagt Tatzgern.
Die meisten Geschleppten – und auch die meisten Festgenommenen – waren Syrer. Aber auch EU-Staatsbürger steigen oft in das Geschäft ein: „In Ungarn hat ein Verdächtiger pro Woche 3.000 Euro dafür bekommen, um Gruppen von vier Personen von Grenze zu Grenze zu fahren. Das ist für viele verlockend“, sagt Christoph S. und betont, dass sich die Kriminellen gut bezahlen lassen. „Da gibt es einen richtigen Preiskatalog.“ Bezahlt man mehr, wird man sozusagen komfortabler geschleppt, als für weniger Geld. Beim polnischen Grenzzaun müssen die Geflüchteten etwa pro Leiter bezahlen. Leistet man sich vier Leitern, kommt man einfacher über die Grenze.
Um sicherzugehen, dass die illegale Reise auch ins gewünschte Land führt, schicken die Geschleppten später Videos an eine Art Bank, bei der sie das Geld eingezahlt haben. Erst dann, bekommen die Kriminellen den Betrag ausgezahlt. Diese Banken zu schließen sei laut Tatzgern fast unmöglich, weil sie verdeckt zum Beispiel in Handyshops oder anderen Geschäfte agieren.
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