Hunde sind eine Bedrohung für Biber
Man hört wahre Schauergeschichten: Von Bibern, die Spaziergänger akut gefährden würden, weil sie entlang von Spazierwegen Bäume fällen. Oder von Hunden, die sich zu weit ans Wasser gewagt haben und von den Nagern totgebissen worden sein sollen. Von einer "Biber-Plage" ist da oft die Rede. Überhaupt in Niederösterreich, wo die streng geschützten Wildtiere zuweilen Hochwasserschutzdämme perforieren und durch ihre eigenen Dämme Überschwemmungen verursachen.
Seitens der Stadtverwaltung will man davon aber nichts wissen. Zwar gebe es hie und da punktuelle Biber-Probleme, bestätigt Forstdirektor Andreas Januskovecz. Den Fang (und die Tötung) der Tiere schließt er aber kategorisch aus – zumal dies auch nicht viel Sinn mache: "Wenn man in einem Revier einen Biber wegbringt, ist binnen weniger Tage ein anderer da: Das ist ein Perpetuum mobile", erklärt der oberste Förster der Stadt.
In Wien beschränke man sich im Bedarfsfall lieber darauf, die Biber fernzuhalten – etwa durch Einzäunungen oder das Eingittern gefährdeter Bäume. Bevor Menschen durch umstürzende Bäume verletzt werden können, würden diese gefällt. Und sollte das Risiko eines Wasserschadens bestehen, sei auch die Zerstörung von Biber-Dämmen möglich. Alles in allem könne von einer Plage aber keine Rede sein.
Und von einer akuten Lebensgefahr für Hunde schon gar nicht. Im März vergangenen Jahres habe an der Neuen Donau zwar ein Biber einen Hund angefallen – "dass einer totgebissen wurde, wäre mir aber nicht bekannt", sagt Januskovecz.
Schutz der Jungen
Gerade jetzt – wenn die Nager ihre Winterruhe beenden und sich auf die Suche nach Futter begeben – nimmt der Forstdirektor speziell die Hundehalter in die Pflicht: Bei Spaziergängen in Biber-Revieren gelte strengste Leinenpflicht. Denn nicht der Biber sei eine Bedrohung für des Menschen besten Freund, sondern umgekehrt. "Wenn die Leute ihre Hunde frei laufen lassen, folgen diese dem Biber-Geruch ans Wasser. Und weil der Biber seine Jungen schützen will, kann es sein, dass er zum Angriff übergeht."
Oft käme das aber nicht vor. Bei geschätzten 230 Bibern, die auf Wiener Stadtgebiet (exklusive Nationalpark Donau-Auen) leben, seien nur drei Fälle dokumentiert.
Von "vereinzelten Konflikten" zwischen Hunden und Bibern berichtet auch Wolfgang Neudorfer, Chef jener Gesellschaft, die die (hauptsächlich in Niederösterreich) liegenden Marchfeldkanal-Gewässer verwaltet. Die Gerüchte über zu Tode gebissene Hunde kann aber auch er nicht bestätigen.
Da die Biber auf der nö. Seite seines Zuständigkeitsbereiches Hochwasserschutzdämme beschädigten, wurden in der ablaufenden Saison – von September 2014 bis März 2015 – mit Genehmigung des Landes 23 Tiere gefangen (NÖ-weit waren es 2013 bei rund 3900 Bibern 94 Fänge; die Zahlen für 2014 liegen noch nicht vor). Seither gingen die Sachschäden deutlich zurück. Um die Effizienz der Maßnahmen zu evaluieren, wird nun in Kooperation mit der BOKU eine Bestandsaufnahme durchgeführt: Über die Anzahl der Bissschäden versucht man die Anzahl der Reviere und damit der einzelnen Tiere zu eruieren.
Eine Plage sieht aber auch Neudorfer nicht. Seiner Meinung nach muss sich schlicht "der Wasserbau neu orientieren – sprich: mit dem Phänomen Biber auseinandersetzen".
In Wien beurteilt man es ähnlich. Obwohl hier die Dichte der Erholung Suchenden, die die Ruhe des Bibers stören, ungleich größer als in ländlichen Gegenden ist, fühlt sich der Biber mancherorts offensichtlich wohl. Für Januskovecz "bemerkenswert – das ist doch eine Auszeichnung für die Umwelt-Stadt Wien." Da man hier verlernt habe, mit Wildtieren zu leben, setzt seine MA 49 verstärkt auf Information.
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