Saniertes Hotel in der Kärntner Straße: Glanz und Astoria

Saniertes Hotel in der Kärntner Straße: Glanz und Astoria
Das Hotel Astoria ist eine der schicksten Herbergen der Stadt. Im Frühjahr wird es wiedereröffnet. Ein Baustellenbesuch

Jeder, der in Wien lebt, ist schon oft am Hotel Astoria vorbeigegangen. Besonders bekannt ist es trotzdem nicht. Das Astoria liegt zwar in der Kärntner Straße, gleich neben dem Hotel Sacher und genau vis-à-vis vom Casino, aber weil sich der Eingang ins Astoria um die Ecke in der Führichgasse befindet, kriegen Windowshopper vom Hotel gar nichts mit.

Dabei ist das am 1. August 1912 eröffnete Astoria eine der schicksten Absteigen der Stadt. Vorbild war das berühmte Waldorf Astoria in New York, dessen Modernität damals nach Wien transferiert werden sollte. Das durchgehend im Stil von Wiener Secession und Art déco gestaltete Hotel und seine Bar waren in den Goldenen Zwanzigern angeblich ein beliebter Treffpunkt, was man sich gut vorstellen kann.

In den Nachkriegsjahren logierten Orson Welles und große Teile der „Dritter Mann“-Filmcrew hier; auch an der nahe gelegenen Staatsoper engagierte Künstlerinnen und Künstler steigen gerne im Astoria ab.

Saniertes Hotel in der Kärntner Straße: Glanz und Astoria

Martin Winkler (li.) und Michael Kröger vom Verkehrsbüro: „Das Astoria ist ein relativ kleines Hotel, dafür ein sehr persönliches“

Liebe zum Detail

Seit Anfang 2023 ist das Hotel wegen Generalsanierung geschlossen; inzwischen sind die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass ein Ende absehbar ist: Im Mai soll wieder aufgesperrt werden. Bereits gestern wurde das Projekt im Rahmen einer Baustellenbesichtigung vorgestellt.

„Wir renovieren dieses Haus mit viel Liebe zum Detail“, sagt Michael Kröger, Geschäftsführer der Verkehrsbüro-Hotellerie, die seit 1978 auch das Hotel Astoria betreibt. „Das Astoria ist ein relativ kleines Hotel, dafür ein sehr persönliches.“

15 Millionen Euro kostet die Sanierung, die auch deshalb besonders aufwendig ist, weil das Haus unter Denkmalschutz steht. Es sei nicht immer ganz einfach, die technischen Anforderungen eines modernen Stadthotels mit dem Denkmalschutz zusammenzubringen, sagt Verkehrsbüro-Vorstand Martin Winkler.

Mit dem Umbau beauftragt ist das Wiener Architekturbüro BWM. „Die Herausforderungen, die wie uns auch selbst gestellt haben, ist: möglichst viel von dem Flair, das schon einmal im Haus war, zu bewahren – und womöglich noch zu verstärken“, sagt BWM-Chef Erich Bernard.

Saniertes Hotel in der Kärntner Straße: Glanz und Astoria

So wird die Lobby aussehen, wenn das Hotel Astoria im Mai wieder aufsperrt (Rendering)

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So sah die Lobby bei der Eröffnung im Jahr 1912 aus

Spuren der Geschichte

Der Architekt ist begeistert davon, wie viele originale Einrichtungsgegenstände und Details sie noch vorgefunden haben. „Auf manchem Kaminsims stand noch die Kaminuhr!“ Wo immer möglich, habe man das Original behalten. „Nichts ist wertvoller als die Spuren der Geschichte.“

In Bad Gastein hat BWM in den vergangenen Jahren zwei alte Hotels umgebaut. „Bei solchen Projekten ist unser Prinzip immer dasselbe: Die Tugend des Hauses steht im Mittelpunkt, nicht unsere Handschrift.“

Noch ist das Astoria eine große Baustelle. Ein paar Zimmer sind aber schon fertig; die Ausstattung versprüht weniger Retro-Chic als gediegene Eleganz; der Parkettboden, der Stuck an den Wänden und die Perserteppiche auf den Gängen verbreiten Fin-de-siècle-Atmosphäre.

Wir prächtig die holzgetäfelte Lobby aussehen wird, ist derzeit nur mit relativ viel Phantasie zu erahnen. Wenn sie dann fertig ist, soll es hier lebhaft zugehen. Die bisher im Zwischengeschoß untergebrachte Bar wird nämlich ins Erdgeschoß verlegt. Sie wird – ebenso wie der Frühstücksraum – auch Nicht-Hotelgästen offenstehen.

Saniertes Hotel in der Kärntner Straße: Glanz und Astoria

Ein Zimmer im Hotel Astoria zur Zeit der Eröffnung 1912

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Ein Zimmer (Kategorie Premium) im Hotel Astoria nach der Generalsanierung 2024

Der Schlüssel zum Gast

Übrigens wird es im Hotel Astoria auch nach dem Umbau keine neumodischen „Keycards“, sondern nach wie vor richtige Zimmerschlüssel geben. Warum? „Wir wollen den persönlichen Kontakt zum Gast“, erklärt Geschäftsführer Kröger. „Und den haben wir immer, wenn er den Schlüssel abholt – und wenn er ihn wieder abgibt.“

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