Homosexuelle Gäste: Wiens Hoteliers üben sich in Toleranz

Homosexuelle Gäste: Wiens Hoteliers üben sich in Toleranz
Die EuroPride hat begonnen. Die Wirtschaftskammer Wien hat zehn Tipps für den Umgang mit der LGBTIQ-Community gesammelt.

„Zwei Männer haben eine Reservierung für ein Doppelzimmer. Nehmen Sie nicht automatisch an, dass das ein Versehen war. Es muss auch nicht bedeuten, dass die beiden ein Paar sind. Einfach gesagt: Bestätigen Sie die Reservierung.“

Oder auch: „Seien sie nicht überrascht, wenn eine Frau bei Ihnen eincheckt und in ihrem Reisepass ein männlicher Name steht. Vermutlich wird sie Ihnen mitteilen, mit welchem Namen sie angesprochen werden will.“

Mit Tipps wie diesen bereitet die Wiener Wirtschaftskammer derzeit ihre Mitglieder in der Hotellerie auf Gäste aus der LGBTIQ-Community (die englische Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, intersexuell und queer, Anm.) vor.

Der Anlass: Am gestrigen Samstag hat in Wien die EuroPride begonnen – Europas größte Veranstaltung für die LGBTIQ-Community. Zu den Events, die bis 16. Juni laufen, wird rund eine Million Teilnehmer erwartet. Die Hälfte davon sind Touristen. Die Hotellerie erwartet ein deutliches Buchungsplus.

Homosexuelle Gäste: Wiens Hoteliers üben sich in Toleranz

Die EuroPride startet mit den Straßenfest "andersrum ist nicht verkehrt" in der Otto-Bauer-Gasse im 6. Bezirk.

Um die Gäste zufrieden zu stellen, hat man sich in Wien vorbereitet – unter anderem mit den besagten Tipps. Zehn Ratschläge an Hotelliers hat die Wirtschaftskammer Wien gesammelt. Darunter die Empfehlung, „keine übertriebene Freundlichkeit“ gegenüber den Gästen zu zeigen, da „übertriebene Begeisterung auch diskriminierend wirke“.

Oder ein spezieller Tipp für den Umgang mit Hochzeitspaaren: „Wenn ein Mann beim Einchecken sagt, dass er auf Hochzeitsreise ist, erwarten Sie nicht, dass unbedingt eine Frau als Ehepartner erscheint. Fragen Sie einfach: Wie ist der Name des anderen Gastes?“

Skurril oder hilfreich?

Auch wenn manche der Handlungsanleitungen auf den ersten Blick skurril, andere wiederum  selbstverständlich wirken: Sie haben durchaus ihre Berechtigung.

Meist passiere Diskriminierung „unabsichtlich“, sagt Markus Grießler, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft, zum KURIER. „Wir unterstützen die Unternehmer, nicht aus Unachtsamkeit in eine Falle zu tappen.“ So schlägt die Wirtschaftskammer den Hoteliers auch vor, ihre Mitarbeiter in einer Lerneinheit auf die Gäste vorzubereiten. Gerade die Rezeptionisten sollten „sich ein wenig in der LGBT-Szene auskennen und den Gästen hilfreiche Tipps zur Freizeitgestaltung geben können“, lautete einer der Tipps.

Finanzstarke Gäste

Events wie die EuroPride sind für Wien auch von wirtschaftlich großer Bedeutung. „Umso wichtiger ist es, die Bedürfnisse aller Besucher zu kennen und zu respektieren“, sagt Grießler. Die  LGBTIQ-Community ist eine zahlungskräftige, spendierfreudige Klientel. Das belegen Studien.

So liegt das durchschnittliche Netto-Einkommen von schwulen und lesbischen Reisenden um 20 Prozent über jenem des Durchschnittsgastes. Bei der vorigen EuroPride in Göteborg gab jeder Gast im Schnitt 700 Euro aus.

Ein Wert, den sich die Wirtschaftskammer auch für Wien erhofft.

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