Schwule Pfadfinder klären auf

Die Rainbow Scouts um Philipp Pertl wollen Homosexualität enttabuisieren.
Neue Methodenbox soll Kinder und Jugendliche sensibilisieren. Die Nachfrage ist groß.

So groß wie 1989, als zeitgemäße Sexualerziehung in Form des "Sexkoffers" Einzug in den heimischen Schulunterricht hielt, wird die Aufregung wohl nicht sein. Für Aufsehen sorgt die Methodenbox der Rainbow Scouting Austria – eine Initiative schwuler und lesbischer Mitglieder der österreichischen Pfadfinder – aber allemal. Der Weltverband der Pfadfinder bekundet am Behelf zur Enttabuisierung von Homosexualität ebenso Interesse wie die Freiwillige Feuerwehr oder Vertreter der Kirche.

Am Freitag wurde die von der Wiener Antidiskriminierungsstelle (WASt) mit 4500 Euro subventionierte Box im Rathaus präsentiert. "Mit geringem Geldeinsatz wird maximale Effizienz erzielt", ist Wolfgang Wilhelm von der Förderstelle überzeugt. Richten sich die 27 altersadäquaten Methoden doch an Tausende Pfadfinder.

Schwule Pfadfinder klären auf
Übergabe der Methodenbox der Rainbow Scouts Austria; v.li.n.re. Markus Pichler, Wolfgang Rauter, Verena Hlavacek, Günther Marincelj, Philipp Pertl, StRin Sandra Frauenberger, Wolfgang Wilhelm (WaSt); 1., Rathaus

85.000 Mitglieder in 300 Ortsgruppen zählt Österreichs größte Jugendorganisation bundesweit. Dank der Förderung der Stadt werden in einem ersten Schritt alle 60 Wiener Ortsgruppen mit der Methodenbox ausgestattet. Bestimmt ist sie für die Jugendleiter, die sie in Workshops mit den Kindern und Jugendlichen verwenden.

"Ich bin nicht anders"

Das Ziel ist, Heranwachsende für Homo-, Bi und Transgendersexualität (LGBT) zu sensibilisieren. Und ihnen gegebenenfalls die Stärke für ein Coming-out zu vermitteln. "Jugendliche, die es betrifft, sollen erkennen: ich bin nicht anders", erklärt Rainbow-Scout Philipp Pertl.

Um ein Bewusstsein zu schaffen, kommen 27 erprobte Hilfsmittel zum Einsatz – ohne explizite Darstellungen, wohlgemerkt. Je nach Alter der 10- bis 20-Jährigen gibt es zum Beispiel einen Debattierclub, ein Coming-out-Spiel, ein Video, in dem die Rainbow Scouts von ihren individuellen Outings erzählen, eine gezielt untypische Familienaufstellung oder auch einen Fragebogen, der Klischeefragen an Homosexuelle aufs Korn nimmt. "Wissen deine Eltern, dass du heterosexuell bist?", heißt es da etwa. Die Jugendlichen sind dann eingeladen, über die Thematik zu diskutieren.

Mutig, bunt, laut

"Alle Menschen sind gleich viel wert. Diskriminierung homosexueller Jugendlicher findet aber leider immer noch statt", sagt Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Deshalb wolle man mit der Förderung der Initiative einen Beitrag zur Akzeptanz leisten.

Und auch bei den Österreichischen Pfadfindern (PPÖ) unterstützt man die Rainbow Scouts. Präsident Dominik Habsburg begrüßt die Methodenbox – als Ergänzung zum Diversity-Referat, das man seit einigen Jahren betreibt.

"Vielfalt ist unsere große Stärke", sagt er. Unkenrufe möge es geben, aber die Privatmeinung einzelner Funktionäre sei nicht Meinung des Verbands. Die Zukunftsvision der PPÖ laute jedenfalls: "Mutig, bunt, laut".

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