Hitler-Rede in Railjet abgespielt: Duo muss nicht vor Gericht

Hitler-Rede in Railjet abgespielt: Duo muss nicht vor Gericht
Die Wiener Staatsanwaltschaft hat sich in dem Fall für eine Diversion entschieden. Das Duo muss eine Schulung absolvieren.

Verstörende Durchsagen sind vergangenen Mai in einem ÖBB-Railjet abgespielt worden. Statt der üblichen Ansagen schallte eine Hitler-Rede mit „Heil Hitler“- und mehreren „Sieg Heil“-Rufen durch den Zug. Außerdem gab es minutenlang fehlerhafte und sinnlose Informationen. 

Die Polizei konnte rasch zwei Verdächtige ausforschen: Die zwei Österreicher müssen aber nicht vor Gericht, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, dem KURIER.

Die Wiener Staatsanwaltschaft entschied sich für eine Diversion. Der Jugendliche und der junge Erwachsene müssen laut Bussek eine Schulung beim Verein Neustart absolvieren. "Wir haben ein diversionelles Angebot gemacht. Die beiden Männer haben sich auch bereiterklärt, an der Schulung des Verein Neustart teilzunehmen", sagte Bussek. Das Programm wurde von Neustart gemeinsam mit der Justiz als Interventionsangebot geschaffen.

"Das Programm Dialog statt Hass soll für Themen der Diskriminierung sensibilisieren, Unrechtsbewusstsein schaffen, zu Reflexion und in der Folge zu Verhaltensänderung führen", heißt es dazu auf der Webseite von Verein Neustart. 

Sechs Wochen dauert das Programm im Durchschnitt. "In welcher Phase sich die Männer in der Schulung befinden, kann ich nicht sagen. Wir bekommen vom Verein Neustart immer wieder Zwischenberichte", so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Mit Videos ausgeforscht

Die beiden Männer hatten im Vorjahr in dem Zug, der von Bregenz nach Wien fuhr, für Wirbel gesorgt. David Stögmüller, grüner Nationalratsabgeordneter, saß am an jenem Tag, wie so oft, im Zug von Oberösterreich nach Wien - der KURIER berichtete. Der Nationalratsabgeordnete war im Railjet 661 in die Bundeshauptstadt unterwegs, als er zwischen St. Pölten und Wien seinen Ohren nicht mehr traute.

"Gerade wurden im Railjet 661 mehrmals "Sieg Heil"-Rufe durch das Lautsprecher-System ausgestrahlt!", schrieb er völlig entsetzt auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. 

Der Vorfall dürfte zudem kein Einzelfall gewesen sein: In der Vorwoche kam es auf der Strecke zwischen St. Pölten und Wien zu ähnlichen Durchsagen. Mittels Videoauswertung waren die beiden Österreicher schließlich ausgeforscht worden. Die beiden Männer gestanden dann auch, die Ausschnitte aus einer historischen Aufnahme einer Hitler-Rede abgespielt zu haben. 

Sie dürften dazu die Sprechstellen für Durchsagen, die es in jedem Waggon gibt, mit einem eigenen Schlüssel, den jeder Bahnmitarbeiter hat, geöffnet haben.

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