Hetzgasse 8: Gründerzeithaus nach Besetzung geräumt

Hetzgasse 8
Um das "Spekulationsobjekt" und dessen geplanten Abriss tobte ein jahrelanger Rechtsstreit. Laut Polizei verlieft die Räumung friedlich.

Weil "Immobilienunternehmen historische Gebäude abreißen und sie durch Luxusimmobilien, die für die meisten Menschen nicht leistbar sind, ersetzen", besetzte ein autonomes Kollektiv am Freitag ein Haus in der Hetzgasse 8 in Wien-Landstraße. Obdachlose und auch Menschen auf der Flucht würden Platz brauchen, darum habe man das "Autonome Zentrum Hetzgasse" geöffnet.

Diese "Öffnung" wurde allerdings gegen 22 Uhr von der Polizei beendet. Bereits zwei Stunden zuvor kündigte Polizeisprecher Marco Jammer an, dass die Räumung bevorstünde. Wenig später hatte sich die Spezialeinheit WEGA Zutritt verschafft. Ebenso im Einsatz waren die Bereitschafts- und die Diensthundeeinheit.

In dem dreistöckigen Haus wurden schließlich acht Personen angetroffen, deren Identitäten festgestellt wurden. Ebenso wurde die Wegweisung ausgesprochen. Die Besetzer zeigten sich letztlich kooperativ.

Auch vor dem Haus - wo sich laut dem autonomen Kollektiv bis zu 40 Leute aufhielten, um mit Parolen ihre Unterstützung auszudrücken, verlief laut Jammer alles friedlich. Kurz nach 22 Uhr gaben auch die Besetzer via Twitter bekannt, dass das Haus nun geräumt sei. Außerdem bedankten sie sich bei den Unterstützern.

Erste Kontaktaufnahme der Polizei erfolglos

In Wien würde es 35.000 leer stehende Gebäude/Wohnungen geben, mit denen bis zum Abriss spekuliert würde, so die Besetzer. Diese hatten sich am Freitagnachmittag im Haus verbarrikadiert. Der Besitzer hatte von der Exekutive die Räumung verlangt. 

Die Polizei versuchte deshalb zuerst über Lautsprecher Kontakt aufzunehmen und forderte die Besetzer auf, das Haus friedlich zu verlassen. Dieser Aufforderung wurde nicht nachgekommen, weshalb die WEGA schließlich mit der Räumung begann. 

Das Gründerzeithaus war in der Vergangenheit immer wieder in den Schlagzeilen, nachdem die Eigentümerfirma eine Bausperre der Stadt Wien vor dem Verwaltungsgerichtshof bekämpfte. Der ursprüngliche Plan war, das in die Jahre gekommene Haus abzureißen, und durch ein Niedrigenergiehaus zu ersetzen. Altmieter und die Stadt stellten sich quer. 2019 verkaufte die Eigentümer-Firma das Objekt schließlich an einen Luxus-Immobilienentwickler.

Der neue Besitzer soll eine Generalsanierung samt Aufstockung planen. Hochpreisige Wohnungen wären die logische Folge. Dagegen wollen die Besetzer nun vorgehen. Sie kämpfen gegen Spekulanten und fordern leistbaren Wohnungen sowie Raum für Künstler, NGOs und Schutz für Minderheiten.

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