"Herzerlbaum" verstaubt im Lager um 80.000 Euro Steuergeld pro Jahr
Auf 2700 Quadratmetern verstaubt in Wien-Brigittenau Dekoration, die jahrelang Kinderaugen zum Leuchten brachte – darunter auch die Herzerl für den schlagzeilenträchtigen Herzerlbaum.
Rund 30 Jahre lang war die Werbeagentur Kreitner und Partner mit dem Weihnachtstraum beziehungsweise dem Adventzauber rund um den Christkindlmarkt am Rathausplatz beauftragt. Ab 2015 wurde dann aber das Stadt Wien Marketing mit der Dekoration betraut. Für die Werbeagentur stand fest: Die Idee und damit der Herzerlbaum ist Eigentum der Firma. Und so ließ sie die Herzerl in ihr eigenes Lager schaffen, woraufhin die Stadt Wien die Agentur wiederum klagte. Dieser Rechtsstreit endetet im Oktober mit einem Vergleich. Die Herzerl wurden in ein Lager der Stadt gebracht.
Nur lagern erlaubt
Dass der Baum aber heuer trotzdem nicht den Weihnachtstraum am Rathausplatz ziert, hat folgenden Hintergrund: Zwar darf die Stadt die Deko jetzt lagern, die Nutzungsrechte sind aber immer noch nicht geklärt.
Kurz gesagt hat die Stadt Wien gerichtlich erstritten, 80.000 Euro für Miete für die Lagerung pro Jahr zahlen zu "dürfen". "Wir wollen den Herzerlbaum eigentlich gerne machen, aber das ist eine verzwickte Situation", sagt Gerlinde Riedl, Geschäftsführerin des Stadt Wien Marketing zum KURIER. Solange die Nutzungsverhältnisse nicht geklärt seien, müssen die Wiener eben auf den Baum verzichten.
Bezüglich der finanziellen Belange verweist das Stadt Wien Marketing an die Wirtschaftsagentur Wien. Dort bestätigt Pressesprecherin Ursula Kainz die Größe der Lagerhalle und die Jahreskosten von 80.000 Euro. Die Deko befindet sich demnach auf dem Nordwestbahnhof-Areal. Das Gelände im 20. Bezirk gehört den ÖBB. Die dortige Presseabteilung bestätigte dem KURIER, dass unter anderem die Stadt Wien Mieter des Geländes ist.
Wann und ob der Herzerl-baum überhaupt wieder zum Rathausplatz zurückkehren wird, ist ungewiss.
Die Posse um den Baum, der jahrelang Verliebte inspirierte – ein Paar hatte sich sogar unter dem Wahrzeichen trauen lassen – wurde zum Symbol für die politische Kritik an der Stadt Wien, was den Christkindlmarkt angeht.
Dass sich die Agentur quer gestellt hat, liegt nämlich an den – ihrer Ansicht nach – undurchsichtigen Vergabemethoden.
Keine Ausschreibung
Als das Stadt Wien Marketing mit der Deko beauftragt wurde, gab es keine Ausschreibung. Auch der Christkindlmarkt am Rathausplatz an sich wird nicht mittels Ausschreibung vermittelt.
Wie der KURIER berichtete, wird das Gelände jedes Jahr für rund 36.000 Euro an den Verein zur Förderung des Marktgewerbes vermietet. Dieser wird von SPÖ-Funktionär Akan Keskin betrieben.
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