© Recep Gültekin/Mikail Özen/Osama Joda

Chronik Wien

Die drei Helden des Wiener Terroranschlags

Zwei junge Kampfsportler sind beim Terroranschlag im Kugelhagel gelandet. Einer wurde angeschossen. Ein weiterer junger Mann half bei der Rettung des angeschossenen Polizisten.

von Laura Schrettl, Bernhard Ichner

11/03/2020, 11:32 AM

„Mein Freund und ich hatten kurz Blickkontakt und wussten was zu tun ist. Es gab keine andere Wahl, als zu helfen“, erzählt Mikail Özen. Inmitten der schrecklichen Ereignisse, die sich am Montagabend in Wien zugetragen hatten, gab es auch drei Helden.

Die zwei tĂĽrkischstämmigen Männer Mikail Ă–zen (25) und Recep Tayyip GĂĽltekin (21) zögerten nicht und kamen Menschen sofort zur Hilfe. Darunter auch einem schwer verletzten Polizisten, der angeschossen wurde. Der junge Palästinenser Osama Joda Abu El Hosna (23) hatte diesem zuvor Erste Hilfe geleistet. KURIER-Lesern ist Letzterer kein Unbekannter.

Eigentlich wollten Ă–zen und GĂĽltekin auf einen letzten Kaffee vor dem Lockdown gehen, als plötzlich SchĂĽsse fielen. „Menschen sind auf dem Boden gelegen, manche sind blutig weg gerannt“, erzählt Ă–zen. 

Von Täter angeschossen 

Die beiden Freunde wollten gerade ihr Auto am Schwedenplatz einparken, als sie die Schüsse hörten. Recep Tayyip Gültekin sah eine Frau draußen auf dem Boden liegen, er sprang aus dem Auto und kam ihr zu Hilfe, erzählt sein Freund. Dabei wurde Gültekin vom Täter angeschossen.

„Der Angreifer hat auf ihn gefeuert. Recep konnte sich aber intuitiv mit einem Purzelbaum retten. Er hat einen Splitter abbekommen“, schildert Ă–zen die Szenen. Die beiden fuhren zur nächsten Polizeistation und schilderten den Beamten die Situation. GĂĽltekin konnte auch eine Beschreibung des Täters abgeben.

Danach hätten die Kampfsportler eigentlich aus dem ersten Bezirk raus fahren wollen. „Aber dann haben wir eine ältere Dame gesehen, sie lief ahnungslos mitten ins Geschehen“, sagt Ă–zen. Daher seien sie wieder ausgestiegen und haben die Frau in Sicherheit gebracht. Dann seien erneut SchĂĽsse gefallen. 

Schwer verletzten Polizisten gerettet

"Wir haben uns gebĂĽckt weiter bewegt und einen Polizisten auf dem Boden liegen gesehen, er war am Verbluten. Wir haben uns kurz angesehen und gesagt 'renn'", erzählt Ă–zen von der Situation. "Wir wussten sofort was zu tun war, es gab keine andere Wahl als zu helfen", sagt er. Die zwei Männer halfen, den Polizisten zum Rettungswagen zu tragen. 

FĂĽr ihren selbstlosen Einsatz während des Anschlags werden die beiden Helden in sozialen Netzwerken gefeiert. Ă–zen berichtet auf Instagram und in einem Video auf Twitter ĂĽber die Geschehnisse. 

Ă–zen ist seit zehn Jahren Kampfsportler. Angst habe er fast nie. "Gestern war natĂĽrlich Angst dabei. Ich war voller Adrenalin. Aber Angst lässt einen Sachen machen, fĂĽr die man sonst nicht fähig wäre." 

"Wir lieben Ă–sterreich" 

Er realisiere jetzt erst, was er gestern getan hat. "Ich habe gesehen, wie Menschen weggetragen werden. Das war wie in einer Kriegssituation. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Schusswechsel miterlebt." 

Ă–zen ist es wichtig, zu betonen, dass "wir tĂĽrkisch-stämmige Muslime jeglichen Terror verabscheuen. Wir lieben Ă–sterreich, wir stehen zu Ă–sterreich. Ă–sterreich ist unsere Heimat. Wie wĂĽrden jederzeit helfen. Ich wĂĽrde heute das gleiche wieder tun." 

FĂĽr ihn ist klar: "Ein richtiger Moslem verabscheut jede Art von Terror. Unsere Kultur sagt uns, egal in welchem Land wir leben, wenn wir dort leben, dann gehören wir dazu, dann sollen wir dem Staat zur Hilfe stehen und die Gesetze beachten. Das haben wir so gelernt."

Hilfe im Kugelhagel

Noch bevor GĂĽltekin und Ă–zen den angeschossenen Polizisten zum Rettungswagen schleppen konnten, hatte der junge Palästinenser Osama Joda Abu El Hosna den Beamten hinter einer Betonbank in Sicherheit gebracht und ihm Erste Hilfe geleistet. KURIER-Lesern ist er kein Unbekannter. Voriges Jahr machten er und seine Familie Schlagzeilen, als sie ein Haus im nö. Weikendorf kaufen wollten - und vom örtlichen BĂĽrgermeister abgelehnt wurden, weil sie Muslime sind.

Abu El Hosna (23) arbeitet bei McDonalds am Schwedenplatz. Er war gestern gerade dabei, gemeinsam mit dem Filialleiter Waren in das Fast-Food-Lokal zu tragen, als sie den Attentäter entdeckten. „Er versteckte sich in einer geschlossenen Garagenausfahrt und feuerte auf Passanten“, schildert er. „Mein Filialleiter hat sich versteckt und ich habe mich hinter einer Betonbank in Sicherheit gebracht.“ Als zwei Polizisten zur Hilfe kamen, eröffnete der Attentäter auch auf sie das Feuer. Ein Beamter wurde getroffen.

„Da habe ich ihn hinter die Betonbank gezogen und versucht, die Blutung zu stoppen. Der Attentäter hat aus etwa 20 bis 30 Meter weiter gefeuert. Ăśberall war Blut“, erzählt er dem KURIER. Als weitere Polizisten dazu gekommen seien, sei der Täter geflĂĽchtet. Hinter der Bank habe ihn der zweite Beamte gebeten, die in der Nähe stehende Rettung zu alarmieren, sagt Abu El Hosna.

FĂĽr KURIER-Leser kein Unbekannter

„Das habe ich getan und dann habe ich geholfen, den Beamten zum Rettungswagen zu schleppen. Auf den letzten 15, 20 Metern kamen uns die beiden anderen Burschen zu Hilfe. Ich habe den Rettungskräften dann alles gesagt, was ich ĂĽber die Verletzung wusste und bin mit aufs Polizeipräsidium gefahren.“

Dort wurde Abu El Hosna fĂĽr seine UnterstĂĽtzung gedankt.

KURIER-Lesern ist der junge Palästinenser bereits bekannt. Voriges Jahr machten er und seine Familie Schlagzeilen, als sie sich im nö. Weikendorf ein Haus kaufen wollten. Dies wurde vom Bürgermeister der Gemeinde aber abgelehnt, mit der Begründung, dass muslimische und westliche Werte nicht vereinbar wären. Die Behörde und die Gerichte gaben allerdings der Familie Recht.

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