Heiratsschwindler gab sich als Pilot aus: 8 Jahre Haft
Für seine Opfer war er DDr. oder zumindest MMag. Ralf Lerchenfeld, Chef einer Fluglinie in Dubai, Pilot, bei Bedarf auch Arzt, Eigentümer einer millionenschweren Stiftung mit besten Kontakten zu einem Rolex-Erben...
Und dann sind sie alle aufgewacht. Gestatten: Ludwig Lerchegger, genannt Lercherl, 26 Vorstrafen, 27 Jahre seines Lebens bereits hinter Gittern, Hochstapler, Heiratsschwindler, immer mit dem gleichen Schmäh. „Berühmt“ wurde er in den 1980-er Jahren, als er in einer gestohlenen Flugkapitänsuniform auftrat, welche die Damen scharenweise das Börsel zücken ließ.
Geschäftlich in Singapur
Bei seinem vorigen Gefängnisaufenthalt suchte (und fand) er aus der Haft heraus über die Online-Börse parship.at wohlhabende Frauen mittleren Alters, schickte aus der Zelle mit Rechtschreibfehlern gespickte SMS, in denen er vorgab, gerade geschäftlich in Singapur zu sein. Haftausgänge vor seiner Entlassung nutzte er laut Staatsanwältin Kristina Jahn für Treffen mit den Frauen, darunter eine Ärztin und eine Unternehmerin. Der schwerhörige 60-Jährige stellte Heirat in Aussicht und schwafelte von einem Flugzeug, das er gerade erwerbe. Wenn sich die Damen am Kauf beteiligen, könnten sie die Maschine für Shopping-Flüge nutzen und durch die Vermietung an Geschäftsleute hohe Profite machen.
Schief gelaufen
Als eine Frau ungeduldig wurde, nach Hamburg fliegen und Geld sehen wollte, vertröstete er sie: Das Flugzeug befinde sich gerade im Ausland. In einer SMS schrieb er: „Alstermaus, hab noch Geduld. Mein Mobilienbesitz ist im ersten achtstelligen Eurodrittel angesiedelt. Hoast mi?“ Beim Prozess im Wiener Landesgericht gab der Mann nur nuschelnd zu: „Kann sein, dass bei den Projekten was schief gelaufen ist.“ Er habe Geld im Ausland, finde aber keinen Anwalt, der für seriöse Rückführung sorgen könne.
15 Jahre Haft hätte „Lercherl“ bekommen können, achteinhalb (nicht rechtskräftig) wurden es. Was damit zusammenhängen mag, dass der Senat „nicht nachvollziehen kann, was die Frauen dazu getrieben hat“ (Richter Gerald Wagner).
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