Heftiger Widerstand gegen Reduktion von Nachtdiensten

Mehr Patienten sollen tagsüber versorgt werden
Mehr Ärzte sollen tagsüber arbeiten. Die Kammer bereitet Kampfmaßnahmen vor.

Aufruhr herrscht einmal mehr in den Wiener Gemeindespitälern: "Am vergangen Freitag hat uns die Generaldirektion des Krankenanstaltenverbunds (KAV, Anm.) mitgeteilt, dass mit 1. September 40 Nachtdienste gestrichen werden sollen. Die Maßnahme erfolgt ohne Zustimmung des Personals", empört sich Wiens Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

Zur Veranschaulichung: Allein im SMZ Ost soll es demnach ab Herbst statt rund 69 Diensten nur mehr 56 geben, in der Rudolfstiftung fallen von derzeit 56 acht weg.

Weiters soll etwa die Hälfte der restlichen Dienste in 12,5-Stunden-Dienste umgewandelt werden. Bisher dauerten sie in der Regel 25 Stunden.

Für Szekeres ist diese Umstrukturierung nicht weniger als ein "glatter Vertragsbruch" in Hinblick auf die im Vorjahr mit der Stadt Wien getroffenen Vereinbarungen zur Arbeitszeit-Reform: "Wir haben damals einer Änderung der Arbeitszeiten nur zugestimmt, wenn bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten werden", sagt der Kammerchef. Dies sei aber nicht oder nur teilweise passiert. Etwa der versprochene Ausbau der Notfall-Einrichtungen. Vielmehr seien auch sie von den Einsparungen betroffen.

Fehlende Erhebung

Es spreche grundsätzlich nichts dagegen, den Einsatz der Ärzte in den Nachtstunden effizienter zu gestalten. "Aber bevor man Änderungen durchführt, muss erst erhoben werden, was die betroffenen Ärzte leisten", sagt Hermann Leiter, in der Wiener Ärztekammer für die Spitalsärzte zuständig. Er findet es darüber hinaus bemerkenswert, dass eine derart einschneidende Veränderung ausgerechnet zu Beginn der Urlaubszeit kommuniziert wird.

Laut Szekeres denkt man bereits über Kampfmaßnahmen nach. "Entweder kehrt der KAV auf den Pfad der Kooperation zurück oder es wird den nächsten Ärzteaufstand geben." Demnächst will man die Ärzteschaft in den Gemeindespitälern befragen, ob sie bereit zu Kampfmaßnahmen ist.

Zielgröße

Im KAV weist man die Vorwürfe der Ärztekammer entschieden zurück: Die Vereinbarung aus dem Vorjahr enthalte eben auch die Reduktion von Nachtdiensten, betont Michael Binder, Leiter des Health Care Managements. Doch dabei hätten sich die Spitäler noch nicht genug bewegt. De facto seien im vergangenen Jahr die Nachtdienste von ursprünglich 311 auf inzwischen 285 reduziert worden. Als Zielgröße strebe man aber 259 an.

"Es handelt sich aber um keine Streichung von Ärztestellen oder Diensten", betont Binder. Vielmehr gehe um eine Verschiebung der Kapazitäten. In der Nacht sollen weniger Ärzte arbeiten, damit tagsüber, wenn sie dringender benötigt werden, mehr zur Verfügung stehen.

Auch die 12,5-Stunden-Dienste würden deutliche Verbesserungen bringen, betont man im KAV. Zwar komme es dadurch häufiger zu Dienstübergaben, bei denen es naturgemäß zu Informationsverlusten kommen kann. Viel schwerer wiegen würde aber der Umstand, dass die Ärzte durch die kürzeren Dienste wesentlich ausgeruhter seien. Und wo es notwendig sei, könnten auch weiterhin längere Dienste absolviert werden.

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