Hausbesorger: "Callcenter, Betreuer und Techniker"
Leopold Miklos aus Wien-Donaustadt ist 47 Jahre alt und seit 22 Jahren Hausbesorger. In seinem blauen Overall samt einer wasserfesten Arbeitsjacke kümmert er sich täglich um seinen Gemeindebau nahe des Donauzentrums. „In den 22 Jahren hat sich viel verändert“, sagt Miklos, eines jedoch nicht. Er ist immer für die Mieter da.
„Früher, als es noch kein Handy gegeben hat, sind die Leut halt vor meiner Tür gestanden“, sagt er. Heute hängt seine Telefonnummer im Stiegenhaus. Es ist nicht die einzige Neuerung für Wiens Hausbesorger.
Mehr Kompetenzen
„Arbeitstechnisch hat sich nicht viel verändert. Ich war ja schon davor für meine Mieter da und viele haben auch meine Nummer gehabt“, sagt Miklos. Er sieht die Reform als Vorteil, so kann er kleine Probleme direkt via Handy lösen oder bei größeren Gebrechen schneller reagieren. Im Durchschnitt erhält der Hausbesorger zwei Anrufe pro Woche: „Und die haben dann Hand und Fuß! Also nicht wegen einem Papierl im Rasen!“
Einmal war es sogar ein echter Notfall: Eine Mieterin war gestürzt und lag zwei Tage unbemerkt in ihrer Wohnung. Herr Miklos sah, dass das Licht in der Wohnung tagelang brannte. Durch die Initiative des aufmerksamen Hausbesorgers konnte die Frau mithilfe der Feuerwehr aus der Wohnung befreit werden. Laut Notarzt hätte die Verletzte einen dritten Tag nicht überlebt.
Notfall
Aber auch Gebrechensmeldungen nimmt Miklos entgegen – samt der raschen Behebung der Schäden. Formulare und Infomaterial sind künftig auch bei den Hausbetreuern erhältlich. So können Ansuchen für Parkplätze oder SAT-Anlagen schneller und effizienter bearbeitet werden.
Auch bei Wohnungsbesichtigungen ist Miklos stets mit dabei. Hier ist der Vorteil für alle Parteien klar: Hausbesorger und Mieter lernen einander kennen und Herr Miklos kann den Neuankömmlingen gleich die Gepflogenheiten und die Infrastruktur erklären.
„Ich bin halt nimmer der klassische Hausbesorger, der draußen den ganzen Tag mit dem Besen steht, sondern quasi Callcenter, Betreuer und Techniker in einem.“
Nachteile sieht Herr Miklos nicht. Er freut sich vor allem, dass Wiener Wohnen das Potenzial der neuen Medien erkannt hat. „Ich renn’ jetzt mit einem Smartphone herum und hab einen PC zu Hause.“ Vor 15 Jahren wäre das undenkbar für den Wiener gewesen. Das Projekt komme vor allem den Mietern nur zugute: „Man sagt ja immer, früher war alles besser. In dem Fall nicht!“
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