Hauptbahnhof: Shoppingcenter falsch dimensioniert?

Hauptbahnhof
Nach KURIER-Bericht wird heftig über den Sinn eines Einkaufscenters am Bahnhof diskutiert.

"Freiwillig geht man zum Einkaufen nicht hin, wenn man nicht daneben wohnt", schreibt ein Leser. "Bahnhöfe sind Gebäude für die Ab- und Anreise von Bahnreisenden und nicht Shoppingcenter", schreibt ein anderer. Die Wogen gehen hoch, seit der KURIER über das Geschäftesterben und die drohende Prozessflut rund um den Wiener Hauptbahnof berichtet hat. In sozialen Medien wird seit Sonntag heftig diskutiert, warum es nicht rund läuft.

Das Einkaufszentrum ist im momentanen Zustand offenbar entweder zu groß oder zu klein. "Die Entwicklungen in der Gegend brauchen noch Zeit, was Größe und Mix anbelangt", sagt Hania Bomba von Regio-Plan. Die Wiener Consultingfirma erstellt Standortanalysen für Shoppingcenter. Ergebnis: Es gibt zwei Arten von Zentren, die gut funktionieren: Die kleinen als verbesserter Nahversorger und die großen als regionaler Anziehungspunkt. Für Letzteres müssten aber auch mehrere zugkräftige Marken vorhanden sein. Der Hauptbahnhof liegt laut Bomba in einer Zwischengröße und hat vielleicht deswegen das Problem den Kunden zu kommunizieren wofür es steht. Ist es ein Nahversorger für die Wohnbevölkerung, Versorger für Reisende oder ein regionales Shopping-Center.

Hauptbahnhof: Shoppingcenter falsch dimensioniert?
Hania Bomba
Für den kleinen Markt benötigt man entsprechende Wohnumgebungen. "So etwas wie das Q19 in Döbling funktioniert", erklärt Bomba. Ursprünglich war auch der Hauptbahnhof größer dimensioniert, vieles wurde allerdings durch eine Bürgerinitiative verhindert. Deren Organisator Walter Papst meint: "Das wird nun ein zweiter Gasometer werden. Wir haben schon genug Einkaufscenter."

Noch Bedarf in Wien

Wien ist zwar die Stadt mit der zweitgrößten Pro-Kopf-Einkaufsfläche in Westeuropa, neue Zentren sind allerdings noch immer möglich, meint Bomba. "Vor zwei Jahren haben wir für ein regionales Center in Wien berechnet, dass es noch Bedarf gibt." Der Plan wurde am Ende nur wegen hoher Grundstückspreise verworfen.

Kritik übt Volker Plass von der Grünen Wirtschaft: "Man muss sich die Frage stellen, ob Bahnkunden gleich Einkaufende sind. Ich weiß selber nicht, warum ich statt auf die Mariahilfer Straße oder in die Innenstadt zum Hauptbahnhof gehen sollte."

Interessant ist ein weit verbreiteter Irrglaube: Denn auch beim Hauptbahnhof gibt es ein Parkhaus, das aber nur wenige kennen. Zwei Stunden sind sogar gratis.

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