Harmloses Foto-Shooting auf der Wiese: Bezirksrat schritt mit der Polizei ein

Diese Bürger ließen sich im Gras fotografieren – und mussten sich dafür bei der Polizei rechtfertigen.
Der Fototermin von Bürgern für die KURIER-Grätzelaktion verkommt zur Bezirksposse.

Eine Bürgerinitiative posiert in Hirschstetten für ein Foto auf einer Wiese – und erntet dafür einen Polizeieinsatz. Angezeigt hat die Gruppe ein roter Bezirksrat, dem die Aktionen der Bewohner ein Dorn im Auge sind.

Montagnachmittag trafen sich einige Mitglieder der Bürgerinitiative "Hirschstetten retten" im hiesigen Ortskern, um für die KURIER-Aktion "Wiens Grätzel Kaiser" ein Foto zu machen. Um ein interessantes Motiv zu bieten, wählten die Anrainer das Wiesenstück am Hirschstettner Platzl. Als Anrainer und SPÖ-Bezirksrat Christian Ohr, der zufällig vorbeikam, diese Ansammlung sah, drohte er seinen Bürgern mit einer Anzeige. Er warf ihnen vor, sich ohne Erlaubnis auf der Wiese zusammengefunden zu haben – denn dieses Areal ist kein öffentlicher Platz sondern gehört der MA 42, den Wiener Stadtgärten. Kurze Zeit später fuhr sogar ein Streifenwagen der Polizei am Platzl vor.

Peinliches Verhalten

Peinlich, traurig, beschämend finden die Aktivisten den Vorfall. "Was ist das für eine Anmaßung? Wie soll das weitergehen?", fragt sich Werner Schandl, Sprecher der Initiative. "Wir wollten doch nur ein schönes Foto neben dem Hirschen machen." Anrainer Doris Haberbusch: "Ich dachte, ein Bezirksrat spricht mit den Bürgern und ist für die Bürger da."

Harmloses Foto-Shooting auf der Wiese: Bezirksrat schritt mit der Polizei ein
Christian Ohr
Doch: Recht und Ordnung muss sein, findet Bezirksrat Christian Ohr auf Nachfrage – auch wenn es sich nur um einen kurzen Fototermin handelte. "Für Aufnahmen auf dieser Wiese braucht es eine Genehmigung", begründet der gestrenge Bezirkspolitiker sein Einschreiten. Und: Wäre es auf der Wiese zu Schäden gekommen, dann hätte sich die MA 42 schadlos gehalten.

Karl Gasta, stellvertretender Bezirksvorsteher im 22. Bezirk, entschuldigt sich für das Verhalten seines Parteikollegen: "Es waren große Emotionen im Spiel. Das ist sicherlich nicht normaler Umgangston bei uns."

Einschüchtern lassen sich die Aktivisten von diesem Vorfall "sicherlich nicht". Werner Schandl: "Wir werden unseren Druck nun sogar noch verstärken."

Stadtstraße verhindern

Wie berichtet, macht sich die Initiative gegen den Bau der geplanten vierspurigen "Stadtstraße Aspern" stark, die kommendes Jahr umgesetzt werden soll. Denn die Anrainer befürchten, dass durch die Stadtstraße – sie soll die Ortskerne von Hirschstetten, Aspern, Essling und Breitenlee entlasten – zusätzlicher Verkehr angezogen wird.

Mit Demonstrationen und Gesprächen mit Verkehrsexperten wie Harald Frey versucht die Gruppe, auf die Problematik aufmerksam zu machen. Auch eine Petition bei der EU-Kommission wurde eingebracht, um das 370 Millionen Euro teure Großprojekt eventuell noch verhindern zu können.

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