Hamster verhindern Skischul-Projekt in Favoriten

Hamster verhindern Skischul-Projekt in Favoriten
Die „Schischule Wien“ hätte einen neuen Standort gefunden – die Löwygrube. Dabei handelt es sich um ein Landschaftsschutzgebiet, in dem Feldhamster leben. Die Stadtgärten blockieren.

Die heurige Saison der „Schischule Wien“ endet, bevor sie überhaupt begonnen hat. Denn nun ist klar, dass es in diesem Jahr keine Skikurse mehr geben wird. Verantwortlich dafür sind aber nicht etwa die geringen Schneemengen oder die schlechte Buchungslage. Ganz im Gegenteil: Es findet sich einfach kein passendes Areal für die „Schischule Wien“. Und der geschützte Feldhamster ist daran nicht unwesentlich beteiligt.

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Ein Archivbild von der Hohe-Wand-Wiese. In dieser Saison wird man dort nicht mehr Skifahren, die „Schischule Wien“ ist weggezogen

Aber von vorne: Schon seit Anfang Oktober ist klar, dass für die „Schischule Wien“ die Pistengaudi auf ihrem bisherigen Standort auf der Hohe-Wand-Wiese in Penzing vorbei ist. 25 Jahre lang hielten Gerald Eder und Illy Bernhart dort Skikurse für Kinder ab. Ein Streit mit den Pächtern der Wiese – dem Mountainbikeverein Trail Center Wien – führte zum Schlussstrich. Seitdem ist Eder mit seiner Skischule auf der Suche nach einer neuen betrieblichen Heimat.

Ansuchen abgelehnt

„Wir hatten für dieses Jahr schon Hunderte Anfragen, von Menschen, die ihre Kinder für Skikurse anmelden wollten“, sagt Eder. Allerdings gebe es in diesem Jahr keinen passenden Ort, um die Kunststoffmatten – die als Schneeersatz dienen – aufzulegen. „Und jetzt ist es zu spät für diese Saison“, sagt Eder.

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Gespräche über einen möglichen neuen Standort habe es aber durchaus gegeben. In Hietzing und Favoriten etwa. Sogar eine ideale Fläche habe man gefunden: die Löwygrube. „Wir warten nun schon seit Wochen auf eine Bewertung des Standortes durch die Wiener Stadtgärten. Anscheinend soll es dort einen Hamster geben, der das Vorhaben blockiert“, sagt Eder.

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Der Feldhamster gilt in West- und Mitteleuropa als gefährdet.  Weil die Lebensräume immer weniger werden, besiedelt der Hamster mittlerweile auch Städte, heißt es auf der Website der Stadt Wien. In Wien kommt er vor allem in  Favoriten, Simmering, Floridsdorf und der Donaustadt vor

Auf KURIER-Anfrage teilen die Wiener Stadtgärten mit, dass das Ansuchen der „Schischule Wien“ abgelehnt wurde. „Die Löwygrube ist ein Landschaftsschutzgebiet, eine ausgewiesene Hundeauslaufzone und es gibt dort Vorkommen der streng geschützten Feldhamster“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme. Einen Skibetrieb wird es dort also nicht geben.

Disc Golf mit Hamster

Ähnliche Diskussionen rund um den Feldhamster gab es bereits vor zwei Jahren, als die Wiener Stadtgärten eine Disc-Golf-Anlage (Golfen mit Frisbee) im Volksgarten Laaer Berg planten. Damals protestierten Anrainer aufgrund des geschützten Tieres gegen den Bau. Der Laaer Berg sei aber kein Landschaftsschutzgebiet, sagt die Sprecherin der Wiener Stadtgärten, Gabriele Thon. „Und nur darauf kommt es an. Nicht auf den Hamster.“ Die Disc-Golf-Anlage wurde gebaut.

Aber zurück zum Skisport: Auf der Hohen-Wand-Wiese gibt es bereits erste Pläne für eine Nachbesetzung der „Schischule Wien“, heißt es vom Sportamt MA 51. „Nachdem wir erfahren haben, dass Pächter und Mieter auf der Hohe-Wand-Wiese nicht mehr zusammenfinden, sind wir mit dem Wiener Skiverband in Kontakt getreten“, sagt Harald Lang von der MA 51. Im besten Fall organisiere der Verband schon im kommenden Jahr Kinderskikurse, heißt es. Darüber befinde man sich derzeit aber noch in Gesprächen.

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Der ehemalige Standort der "Schischule Wien" auf der Hohe-Wand-Wiese

Ein Grundstück für die „Schischule Wien“ stehe dagegen derzeit nicht zur Verfügung, sagt Lang. „Wenn sie ein freies Grundstück finden, dann haben wir nichts dagegen. Das Sportamt selbst verfügt aber über keines.“

Private Grundstücke

Für Gerald Eder bedeutet das: Weitersuchen. In Wien bleiben möchte der Skischul-Besitzer nämlich schon. „Vielleicht finden wir eine private Fläche für unser Vorhaben“, sagt Eder. Schließlich brauche er für die Skischule nicht viel. Nur einen Hang, Strom, eine öffentliche Anbindung – und eine Feldhamster-freie Zone.

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