Häupl zu Koalitionsvarianten in Wien: Nicht mit dem "Sozialistenfresser"

Häupl zu Koalitionsvarianten in Wien: Nicht mit dem "Sozialistenfresser"
Rechtzeitig zum offiziellen Endergebnis der Wien-Wahl gab Altbürgermeister Michael Häupl ein bemerkenswertes Interview in alt-gewohnter Manier.

Eigentlich wollte sich Michael Häupl nicht als "Balkon-Muppet" betätigen. Mit dieser Ansage verabschiedete sich der Altbürgermeister vor bald zweieinhalb Jahren in den Polit-Ruhestand.

Nun, da auch die Wahlkarten komplett ausgezählt sind und das offizielle Endergebnis der Wien-Wahl feststeht, meldete sich Häupl im Ö1-Morgenjournal doch zu Wort – und hatte dabei für jeden möglichen Koalitionspartner Michael Ludwigs einen deftigen Sager parat. 

Auf die Frage, ob es in dieser Gesundheitskrise nicht angezeigt wäre, dass sich die beiden stärksten Parteien zusammentun, winkte Häupl schnell ab.

"Sozialistenfresser" Kurz

Er galt zwar immer als Großkoalitionär, „aber zwischen einer christlich-sozialen ÖVP und einer sozialdemokratischen Partei. Ich bin das nicht mehr, wenn ich eine neoliberale türkise Truppe da hab, die noch dazu in einem hohen Ausmaß von einem Sozialistenfresser geleitet wird. Wo soll da der Sinn einer entsprechenden Koalition sein?"

Einem Zusammengehen mit den Neos kann Häupl da schon mehr abgewinnen. Schon allein deshalb, weil diese Variante eine neue wäre. „Was Neues muss nicht immer gut sein und was Altes nicht schlecht.“ Aber in der Frage der Wirtschafspolitik sehe er "nicht wirklich politische Schnittmengen" mit den "neoliberalen Neos". 

"Bassins, die man am Gürtel aufstellt"

Und das grüne Kapitel in Wien? Ist das erledigt? „Nein überhaupt nicht“, sagt Häupl. Man müsse das auch „ein bisschen unabhängig von Personen sehen“. Erste Koalitionsgespräche müssten heute ja auch erst einmal ernsthaft geführt werden. Ein künftiges Programm für die Zukunft der Stadt könne sich ja nicht in „Bassins, die man am Gürtel aufstellt, oder in Pop-up-Radwegen erschöpfen“.

Als Zukunftsthemen macht Häupl im Interview mit Ö1 vielmehr die neuen Herausforderungen durch Corona – insbesondere die damit verbundene Wirtschaftskrise und die ganze soziale Frage - aus. Damit einhergehend müsse man natürlich auch die Frage des sozialen Zusammenhalts in der Gesellschaft sehen. Dazu kämen unter anderem Themen wie Wissenschaft und Forschung.

"Also es gibt eine Menge wirklich wichtiger Fragen und nicht diese auf Platz 150 befindlichen Themenfelder, die teilweise im Wahlkampf auch bei den Grünen eine Rolle gespielt haben."

Und was sagt Häupl zu Strache und der FPÖ? Nur soviel: "So doof kann kein Mensch sein!"

Das habe er zumindest gedacht, als die Berichte über das Ibiza-Video sah. Zuerst glaubte er deshalb an einen Fake. "Ich bin falsifiziert worden." 

KURIER Talk mit Michael Häupl

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