Häupl-Nachfolge: Michael Ludwigs Gefolgschaft wächst stetig an

Freundschaftliche Runde: Foglar, Kaske und Ludwig in Alpbach
Auch aus Bezirken in der Innenstadt kommt offene Unterstützung. Fans in der Gewerkschaft.

In knapp drei Monaten wird sich entscheiden, wer Michael Häupl als SPÖ-Parteichef und Bürgermeister beerben wird. Und immer noch ist kein Kandidat in Sicht, der gegen Michael Ludwig beim Landesparteitag Ende Jänner antreten will.

Mehr noch: Mit jedem Tag wächst die Zahl der roten Funktionäre, die sich offen für den Wohnbaustadtrat aussprechen. "Er hat meine Unterstützung und die unseres Bezirksvorstehers", sagt Kurt Wagner, Gemeinderat und Parteichef im 4. Bezirk zum KURIER – und widerlegt damit die Einschätzung, dass hinter Ludwig vor allem die großflächigen Außenbezirke stehen würden.

Auch Nationalratspräsidentin Doris Bures und Rudolf Kaske hatten sich zuletzt via ORF für den Stadtrat stark gemacht. Für den scheidenden AK-Präsidenten sei Ludwig ein "ausgezeichneter Politiker, der sehr gut zu dieser Stadt passt". Parteikenner überrascht das nicht, stammt doch Kaske aus der SPÖ Simmering, die sich seit Monaten für Ludwig stark macht.

Fangruppe

Mittlerweile dürfte es ihm allerdings gelungen sein, auch maßgebliche Teile der Gewerkschaft auf seine Seite zu ziehen. So wird ÖGB-Chef Erich Foglar zu seinen Unterstützern gerechnet. Demonstrativ ließ er sich gemeinsam mit Ludwig und Kaske beim Forum Alpbach im vergangenen Sommer abfotografieren.

Mit ihren rund 120 von knapp 1000 Delegierten wird die Gewerkschaft eine gewichtige Rolle am Parteitag spielen. Glaubt man Insidern, werde davon eine breite Mehrheit für Ludwig stimmen: "Er ist der Kandidat, der die sozialdemokratische Klientel am besten anspricht. Er geht auf die Menschen zu und hört ihnen zu und hatte immer gute Kontakte zur Gewerkschaft", sagt einer ihrer Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will.

Freilich: Die Gewerkschaften sind sehr zersplittert: Manche ihrer Delegierten werden von den Teilorganisationen nominiert, andere wiederum von den Bezirksparteien, was für ihr Stimmverhalten maßgeblich ist.

Einer ihrer mächtigsten Vertreter hält sich noch bedeckt: Christian Meidlinger ist Vorsitzender der younion, Gemeinderat und seit wenigen Monaten auch einer von Häupls Parteichef-Stellvertretern: "Ich halte Ludwig für einen geeigneten Kandidaten – aber viele andere auch." Wen seine Gewerkschaft unterstützen wird, werde entschieden, sobald feststeht, wer noch kandidiert.

Doch bis dato ist Ludwig der einzige Kandidat, weshalb seine Gegner langsam ungeduldig werden. "Ich verstehe nicht, warum das so lange dauert. So verstreicht viel Zeit, in der der Kandidat schon mit dem parteiinternen Wahlkampf hätte beginnen können", sagt ein Funktionär.

Hohes Risiko

Möglicher Grund für das Zögern: Noch nie gab es in der Wiener SPÖ eine Kampfabstimmung um den Parteivorsitz. Ein möglicher Ludwig-Gegenkandidat ginge ein hohes Risiko ein: "Würde er unterliegen, ist seine politische Karriere vorbei", so der Funktionär. Das könnte auch Ludwigs Kalkül gewesen sein, als er so früh seine Kandidatur bekannt gab. "Mut kann man sich nicht kaufen", sagte er am Mittwoch.

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