Häupl, Ludwig und die Wiener Zoreskompetenz

Häupl, Ludwig und die Wiener Zoreskompetenz
Bei der Präsentation von Michael Häupls Autobiografie „Freundschaft“ sprachen der „Ex“ und der amtierende Bürgermeister über ihr Politikverständnis.

Es gibt ja den Kalauer von "Freund, Feind, Parteifreund". Oft wird diese Regel bestätigt, aber auf Michael Häupl und Michael Ludwig trifft sie nicht zu.

Die Amtsübergabe an der Spitze der Stadt ist inzwischen vier Jahre her, und bei dem gemeinsamen Auftritt am Mittwoch im Festsaal des Wiener Rathauses hatte man das Gefühl, die beiden haben den Rollentausch bewältigt. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man an die Querelen der Häupl-Nachfolge-Debatte und des Lagerkampfes in der SPÖ Wien zurückdenkt.

„Ich bin in kein Pensionsloch gefallen, mir ist nicht fad“, sagt Häupl anlässlich der Präsentation seiner Autobiografie. Er engagiert sich in einer NGO (Volkshilfe) für Altenbetreuung und Flüchtlinge, kümmert sich um junge Wissenschafter und ist Schirmherr für das Widerstandsarchiv. „Für Demokratie einzutreten, Werte deutlich zu machen“, sei enorm wichtig, lobt Michael Ludwig. Soziale Gerechtigkeit sei wichtig für die Demokratie, denn „Armut frisst Demokratie“, ergänzt Häupl.

Häupl, Ludwig und die Wiener Zoreskompetenz

Das kennzeichne den Wiener Weg: Zusammenhalt, Dialog mit den Religionsgemeinschaften, Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern. Auf diese Weise schaffe man die Bewältigung großer Umwälzungen und echter Krisen.

Krise über Krise

Und tatsächlich haben die beiden gemeinsam diesbezüglich einiges vorzuweisen: Osterweiterung, Flüchtlingsbewegungen, Finanzkrise, Pandemie. Ludwig erzählt, wie die (türkise) Bundesregierung während der Pandemie begonnen habe, den gemeinsamen Weg zu verlassen, um im Wiener Wahlkampf politisches Kleingeld zu wechseln.

Das „parteipolitische Hickhack“ würde jedoch dazu führen, dass sich viele junge Menschen von der politischen Willensbildung fernhalten, kritisiert Ludwig. „Aber Demokratie lebt davon, Menschen einzubinden.“ „Demokratie braucht Demokraten“, meint Häupl in Anlehnung an einen CDU-Politiker und landet einen Seitenhieb gegen die ÖVP: Es gebe auch Christdemokraten, "die gescheit sind und die katholische Soziallehre ernst nehmen".

Doch ob große Krisen oder Zores mit dem Bund - Wien schaffe das. „Wien besitzt Zoreskompetenz.“

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