Baustellenplanung wird Chefsache
Nach etlichen Pannen im vergangenen Baustellensommer reagiert die Stadt. „Wir haben aufmerksam aufgenommen, was uns die Wiener über die Baustellen im vergangenen Sommer erzählt haben“, sagt Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). Vor allem die Sanierung der West-Einfahrt und der Gürtelbrücke kostete viele Autofahrer Nerven – sogar die Volksanwaltschaft ermittelte. „Wir haben den Schluss gezogen, die Baustellenkoordination zu reformieren“, sagt Häupl nun.
Wien bekommt daher in der Person von Peter Lenz einen zentralen Baustellen-Manager, der in der Baudirektion sitzt. Damit holt Häupl die Koordination direkt in sein Ressort – ist doch die Baudirektion als Teil der Magistratsdirektion direkt dem Bürgermeister unterstellt. Bisher war die Koordination im Ressort von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) angesiedelt.
Lenz ist seit acht Jahren Mitarbeiter der Baudirektion, zuvor war er Leiter der MA 46 (Verkehrsplanung). Er wird künftig über alle Straßen-Baustellen in Wien wachen und bekommt dafür weitreichende Kompetenzen. Auf Lenz wartet viel Arbeit: Bis zu 14.000 Baustellen gibt es jährlich in Wien, davon sind mehrere Hundert verkehrsrelevant, das heißt sie sorgen für Verzögerungen im Straßenverkehr.
Vetorecht
Ab dem Frühjahr 2015 werden daher sämtliche Bauaktivitäten im Vorhinein auf ihre Auswirkungen auf das Gesamtverkehrssystem analysiert. Auch Bauarbeiten im Wiener Umland werden untersucht; die Ergebnisse fließen direkt in die Erstellung des Baustellenplans ein.
„Der Baustellenkoordinator hat auch das Pouvoir festzulegen, welche Baustellen stattfinden – und welche nicht“, sagt Vassilakou. Und das nicht nur bei Baustellen der Stadt Wien, sondern auch bei jenen im Auftrag von Asfinag, ÖBB und stadtnaher Betriebe, wie die Wiener Linien. Eng eingebunden werden auch die Autofahrerklubs und die Polizei.
Gleichzeitig sollen die Baustellen strenger überwacht werden. „Auch die Kontrolle ist wichtig“, nimmt Häupl die für die Baustellenkontrolle zuständigen Magistratsabteilungen MA 28 und MA 46 in die Pflicht. Mehr Personal soll es dafür aber nicht geben. „Wir werden innerhalb der Ressorts Personal für die Kontrollen umschichten“, erklärt Stadtbaudirektorin Brigitte Jilka.
Baustellen-App
Ein Aufgabe des neuen Managers wird auch die Kommunikation sein, erklärt Vassilakou: „Wir brauchen hier mehr Klarheit und Transparenz.“ Daher werden alle Informationskanäle inklusive Social Media genutzt, um die Autofahrer über aktuelle Baustellen zu informieren. Für Baustellen, die mehrmalige Änderungen der Verkehrsführung brauchen, soll es eine eigene App geben: „Das hat sich bei der Mariahilfer Straße bewährt“, sagt Vassilakou.
Was man noch aus der Causa Westeinfahrt gelernt hat: Künftig will die Stadt säumige Firmen ahnden. Pönalen seien zwar auch bisher schon Bestandteil der Verträge gewesen, man habe sich mit den Unternehmen – nicht zuletzt aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit – aber oftmals auf Kulanzlösungen geeinigt, so Vassilakou. In Zukunft werde man hier strenger sein.
Die KURIER-Schlagzeilen über den missglückten Baustellensommer 2014 haben den Wiener Bürgermeister geärgert. Jetzt hat er darauf organisatorisch und politisch reagiert. Mit der Präsentation des neuen Baustellenkoordinators, der unmittelbar in Michael Häupls Verantwortungsbereich angesiedelt wurde, ist klar, wer ab sofort Autofahrer-Politik in Wien macht. Und das persönlich verantworten will.
Die Grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die sich zwar redlich, aber erfolglos um friktionsfreie Abläufe auf Wiens Sommerbaustellen bemüht hatte, ist nicht mehr zuständig. Gut so. Dieses Thema zählt nicht unbedingt zur Kernkompetenz der Grünen.
Ob Häupl mit diesem Kurswechsel auch ein Zeichen in Richtung der nächsten Rathauskoalition setzen wollte, ist offen. Ein Signal an die eigene Verwaltung ist es in jedem Fall. Denn Baustellen ohne Arbeiter wollen die Wiener im kommenden Sommer nicht mehr sehen.
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