Freispruch: Häftling gab sich bei Diamanten-Kauf als Millionär aus

Symbolbild
Der Mann hatte während seiner Haft Diamanten in Wert von 2,5 Millionen Euro und einen Privatflug nach Luxemburg bestellt. Er wurde freigesprochen.

Mit einem Freispruch ist am Wiener Landesgericht der Betrugsprozess gegen einen mehrfach vorbestraften Mann zu Ende gegangen.

Der 40-Jährige saß in Strafhaft und hatte zwei Diamanten im Wert von 2,5 Millionen Euro und bei einer privaten Fluggesellschaft eine Charter-Maschine für einen Wochenendtrip nach Luxemburg bestellt.

Bezahlt wurde weder das eine noch das andere. Ein Schöffensenat kam allerdings zum Schluss, beim Angeklagten sei keine Bereicherungsabsicht vorgelegen. Er wurde freigesprochen.

Der Angeklagte habe schlicht probiert, ob er die Diamanten ohne Bezahlung bekomme, stellte der Senat fest. Ähnliches gelte für den bestellten Flug.

Gutachten attestiert narzisstische Persönlichkeit

Folglich könne nicht festgestellt werden, dass es dem 40-Jährigen darauf ankam, sich durch die wiederkehrende Begehung von schweren Betrügereien ein nicht bloß geringfügiges fortlaufendes Einkommen zu verschaffen.

Ausschlaggebend für die Handlungen waren nach Ansicht des Gerichts bei diesem gutachterlich festgestellte narzisstische Persönlichkeitszüge. "Er wollte sich in einer anderen Welt, nämlich in der der Schönen und Reichen bewegen, um über sein eigentliches Versagen hinwegzutäuschen", heißt es im schriftlichen Gerichtsentscheid.

Dem 40-Jährigen gehe es darum, "sich selbst als grandios, besonders und letztlich als reichen Mann darzustellen". Ihm sei klar gewesen, dass er weder die Diamanten noch den Flug je bezahlen hätten können, er habe den Flug auch gar nicht antreten wollen: "Er wollte sich lediglich inszenieren."

E-Mails an Juwelier verschickt

Der Mann war zuletzt im Jänner 2021 wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu einer dreijährigen unbedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Im Dezember 2021 schrieb er in seiner Zelle einem Wiener Juwelier eine E-Mail und interessierte sich für Diamanten.

Nachdem der Geschäftsinhaber eine Weile nichts mehr gehört hatte, erhielt er im Oktober 2022 eine neuerliche E-Mail, wobei der Angeklagte unter Verweis auf ein angebliches Firmengeflecht in London erklärte, er habe sich nicht mehr um die Diamanten kümmern können, wolle den Deal aber jetzt finalisieren.

Tatsächlich nutzte der 40-Jährige ein paar Wochen später einen Freigang, um in das Juwelier-Geschäft zu gehen und sich zwei Diamanten auszusuchen, die - wie er vorgab - für seine Freundin bestimmt seien.

Er gab sich in dem Geschäft als Bitcoin-Millionär aus - dabei blieb er auch in seiner Hauptverhandlung, wo er sich als Bitcoin-Trader, ausgab und behauptete, auf seinem Konto würde ein Vermögen von vier bis 4,5 Millionen Euro liegen.

Aus U-Haft entlassen

Bis April 2023 saß der 40-Jährige seine letzte Haftstrafe ab, danach befand er sich aufgrund der Diamanten in U-Haft, die Hauptverhandlung am Landesgericht hatte im November begonnen und war mehrfach vertagt worden.

Mit dem nunmehrigen rechtskräftigen Freispruch öffneten sich für ihn wieder die Gefängnistore. Sein Anwalt Amir Ahmed hofft, dass der 40-Jährige diese nie wieder von innen zu Gesicht bekommen wird.

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