Kampf um die Öffnung der Schanigärten
Während Gesundheitsminister Rudolf Anschober über die Infektionszahlen in Wien besorgt ist, will der dortige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) weiterhin die Wiener Schanigärten Ende März öffnen. "Wir können von der Bevölkerung nicht verlangen, monatelang eingesperrt zu bleiben, wir müssen ihr Möglichkeiten bieten, sich unter freiem Himmel zu treffen", sagte er gegenüber der Presse. "Ich bleibe dabei und halte es für machbar, Schanigärten ab Ende März zu öffnen."
"Mit der ansteckenderen britischen Mutante sehen wir ein neues Gesicht der Pandemie. Schon im Februar war klar, dass sie die bisher dominierende Variante ablösen würde", sagte er. "Dennoch müssen wir die Verhältnismäßigkeit wahren und eine gescheite Balance finden." Ihm sei es lieber, Treffen finden in einem regulierten Umfeld als in einem nicht regulierten statt - "denn treffen werden sie sich ohnehin. Ich rede ja nicht von einer vollbesetzten Oper, das ist derzeit undenkbar".
Allerdings sind in Wien mittlerweile 152 COVID-Patienten in Intensivbehandlung - im Herbst lag der Höchststand laut Anschober bei 162. Der Gesundheitsminister: "Die Infektionszahlen und auch die Belastungszahlen in den Intensivstationen sind regional extrem unterschiedlich. Daher wird es morgen maßgeschneidert sehr unterschiedliche Maßnahmen für unterschiedliche Regionen brauchen." Es dürfe zu keinem Kollaps der Intensivstationen kommen.
Forderungen nach weiteren Verschärfungen wie etwa verpflichtendem Homeoffice, wie es der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau Universität Krems ins Spiel gebracht hatte, lehnt Hacker ab: "Professor Gartlehner hat sicher keine Probleme damit, im Homeoffice zu bleiben. Aber eine Supermarktkassiererin kann nicht von zu Hause aus arbeiten. Oder ein Handwerker." Man müsse die Lebensrealitäten der Durchschnittsbevölkerung berücksichtigen.
"Für viele bedeutet Homeoffice, in der Küche arbeiten zu müssen - mit drei schulpflichtigen Kindern. Bei manchen Experten frage ich mich, ob sie die Lebensrealitäten jener Personen kennen, die ihre Wohnungen putzen und ihnen den Kaffee bringen. Man kann von mir nicht erwarten, Politik gegen die Menschen zu machen."
Gegen regionale Maßnahmen, wie sie aktuell im Raum stehen, hat Hacker aber grundsätzlich nichts einzuwenden: "Ich hatte noch nie ein Problem mit regionalen Maßnahmen. Ich verstehe sowieso nicht, warum die Corona-Kommission aufgehört hat, regionale Beschreibungen der Lage zu machen. Ich frage mich, wofür wir die Kommission überhaupt noch haben."
Am Montag treffen sich Regierung und Bundesländer, um über die weiteren Schritte zu beraten. Da dürfte sich auch die Zukunft der Schanigärten weisen.
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