Hacker-Attacke auf die Wiener Linien war nur Testlauf

wiener linien
Öffi-Fahrer kaufen ihre Tickets doppelt so oft online, als noch vor einem Jahr. Ein Profi-Hacker prüft das Sicherheitsnetz im Online-Ticketing der Wiener Linien.

Stellen Sie sich das vor wie einen Banküberfall“, sagt Wolfgang Prentner. „Erst wird die Bank ausspioniert und ein Plan ausgearbeitet, dann folgt der Angriff.“ Prentner ist Profi-Hacker. Sein jüngstes Überfall-Ziel sind die Wiener Linien. Er testete in ihrem Auftrag die Sicherheit des Online-Ticket-Shops. Sein Urteil: „Da tut sich auch Anonymous schwer.“

Immer öfter kaufen Fahrgäste ihre Tickets im Internet. Wurden im Jahr 2011 noch 132.000 Fahrscheine online verkauft, waren es im Vorjahr bereits 284.000. „Die Datensicherheit unserer Kunden hat oberste Priorität. Damit sich unsere Fahrgäste auch weiterhin auf Datenschutz verlassen können, arbeiten wir mit anerkannten Experten zusammen, die unser System auf Herz und Nieren überprüfen“, sagt Wiener-Linien-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl.

Hacker-Attacke auf die Wiener Linien war nur Testlauf
Wiener Linien lassen Online-Ticketshop von Hackern prüfen, Geschäftsführerin Alexandra Reinagl, HONORARFREI
„Das Sicherheitsbewusstsein steigt bei den Betrieben“, weiß Prentner. „Eine einfache Firewall reicht nicht mehr aus.“ Schwachstellen gibt es dennoch. Bei den Wiener Linien allerdings hätten die sich in Grenzen gehalten. „Der Standard war von Anfang an gut. Die Personen- und Kreditkartendaten der Fahrgäste sind so sicher, wie es nach dem Stand der Technik aktuell möglich ist. Da haben wir schon ganz anderes erlebt.“ Dennoch sollen laufend Kontrollen folgen. „Wenn es an dem System dennoch zu einer Datenpanne kommen sollte, übernehmen wir die Haftung“, erklärt der Profi-Hacker.
Hacker-Attacke auf die Wiener Linien war nur Testlauf
Profi-Hacker, Wolfgang Prentner testet Online-Ticketshop der Wiener Linien, HONORARFREI

Mehr Angriffe

Die Nachfrage nach den Diensten Prentners nimmt übrigens zu. Derzeit hat allein Prentners Firma mehr als 100 Online-Portale in Zentraleuropa unter Beobachtung. „Nach den Anonymous-Angriffen hat sich einiges getan. Das ist ja auch ein Image-Schaden.“ Zu seinen Kunden zählen auch das Bundeskriminalamt, die Notariatskammer oder der Raiffeisensektor. Denn die Anzeigenzahlen steigen. „2009 wurden noch 29 Hackerattacken in Österreich angezeigt“, berichtet Silvia Strasser vom Bundeskriminalamt. 2011 waren es bereits 241 und im Vorjahr schon 680 Fälle. Dazu dürfte die Dunkelziffer eine durchaus hohe sein. Strasser: „Es ist aber sicher, dass es heuer noch mehr Angriffe geben wird.“

Kommentare