Bürgeraufstand im Wiener Prater

Eine Bürgerinitiative will die Grünfläche retten.
Anrainer wollen keine Großevents auf der Kaiserwiese.

Die Kurt-Ostbahn-Konzerte im vergangenen August oder eintägige Veranstaltungen, wie das Fest am 1. Mai, stören die Bürgerinitiative "Kaiserwiese für Alle!" nicht. Mehrwöchige oder gar -monatige Events – sprich: die "Wiener Wiesn" und zuletzt das Gourmet-Spektakel Palazzo – sind der Handvoll Prater-Anrainer dagegen ein Dorn im Auge. Solche Großevents würden die Kaiserwiese – das 6000 große Gelände vor dem Riesenrad – in ihrer Existenz bedrohen, meinen die Kritiker. Um das Areal am Prater-Eingang ganzjährig als allgemein zugängliches Naherholungsgebiet zu erhalten, sammelte man bis dato rund 2500 Protestunterschriften. (Eine entsprechende Petition an den Gemeinderat unterzeichneten online bis dato 69 Personen.)

Zurzeit wird das Palazzo-Spiegelzelt auf der Kaiserwiese abgebaut. Um eine Wiese handelt es sich allerdings nur mehr theoretisch. Denn statt Gras prägen Gatsch, Erdhaufen und ein Drahtzaun die derzeitige Optik. Ein Unding in den Augen der Bürgerinitiative, so verkomme die Kaiserwiese zu "einem meterhoch eingezäunten Niemandsland". Bis auf wenige Wochen im Jahr wäre die Wiese nicht mehr öffentlich nutzbar.

Das Gerücht, wonach nun ein "Schotterrasen" auf dem Gelände geplant sei, erzürnt die Gruppe umso mehr. "Das ist die Vorstufe zum Zubetonieren", meint etwa Landschaftsplanerin Nikole Raker.

Gleichgesinnte lädt die Bürgerinitiative nun ein, persönliche Erinnerungsfotos der Kaiserwiese an kaiserwiesefueralle@gmail.com zu schicken oder in der Facebook-Gruppe "Kaiserwiese Für Alle!" zu posten.

Sieben Events im Jahr

Da sich die Kaiserwiese gerade einmal über 0,6 Prozent der Wiesen- und Waldflächen im Prater erstreckt, kann SPÖ-Bezirkschef Karlheinz Hora die Empörung nicht nachvollziehen. Mit der Zerstörung der Grünfläche hat aber auch er keine Freude. In einer von den Bezirksgrünen erwirkten Bürgerversammlung werde man sich im April mit der Causa befassen.

Handlungsbedarf sieht man auch seitens der Prater Wien GmbH, die für die Vermietung der Kaiserwiese zuständig ist. Bis dato habe nasses Wetter die (vom Palazzo-Veranstalter zu bezahlende) Reparatur der Wiese verhindert, aber mit Saisonbeginn am 15. März werde ein neuer Rasen auf einem saugfähigen Untertgrund aufgebracht, sagt Sprecherin Sonja Soukup. Dass das Gras durch Schotter ersetzt werde, sei "absoluter Humbug".

2015 soll es wie bereits im vergangenen Jahr sieben Veranstaltungen geben - "nicht mehr". Langfristige Events, wie die Wiesn oder Palazzo, fänden erst in der kalten Jahreszeit statt. Den Rest der Zeit stehe das Areal der Allgemeinheit zur Verfügung.

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