Grünes Licht für Blick auf Gräber

Seit einem halben Jahr macht Yves Risacher gegen das Projekt mobil.
Bauausschuss stimmte der Umwidmung zu; 5500 Bürger sind gegen Wohnprojekt am Friedhof.

Yves Risacher ist empört. Seit mehreren Monaten kämpft der Währinger gegen das geplante Wohnbau-Projekt auf dem Areal des Neustifter Friedhofs. Geht es nach der Stadt Wien, soll die ehemalige Friedhofsgärtnerei einem gefördertem Wohnbau weichen. Nun wird die Realisierung des Vorhabens immer realistischer.

Am Donnerstag wurde das Grundstück im Bauausschuss behandelt. Das Ergebnis: SPÖ und Grüne stimmten mit knapper Mehrheit für den Umwidmungsentwurf des Areals in ein Wohngebiet mit Bauklasse zwei. Auf so einer Widmung können bis zu neun Meter hohe Häuser gebaut werden. Inklusive Ausbaumöglichkeit von zusätzlichen viereinhalb Metern.

Ablehnung

"Das ist doch Wahnsinn", findet Risacher. Soll so der erste Wiener Umweltfriedhof enden? Mit seiner Ärger gegen die "Wohnungen mit Grabblick" ist Risacher jedenfalls nicht alleine. Insgesamt 5500 Unterschriften hat die Initiative "Rettet den Neustifter Friedhof" bis dato gesammelt. "Pietätlos" finden viele Anrainer die Vorstellung, dass in Bälde Einweihungspartys neben den Ruhestätten von etwa Regisseur Rudolf Steinbeck oder Kapellmeister Hans Lang stattfinden könnten. Anrainerin Maria Marakovics ist zudem besorgt, dass die Infrastruktur des Grätzels durch den Zubau überlastet wird.

Enttäuscht ist die Initiative auch, weil die Grünen den Entwurf mit Bauklasse zwei unterstützten. "Dabei heißt es doch auf ihrer Homepage, sie sind maximal für Bauklasse eins." (7,5 Meter maximale Gebäudehöhe.) FPÖ-Gemeinderat Udo Guggenbichler dazu: "Mit dieser Aktion beweisen die Grünen, dass ihr Bezug zum Umweltschutz verloren gegangen ist."

Das wollen die Grünen nicht auf sich sitzen lassen. Deren Währinger Klubobmann Marcel Kneuer erklärt: "Wien wächst und wir brauchen jeden Wohnraum. Gute Grundstücke nicht zu nutzen, wäre schade. Wir sind aber jedenfalls für eine Reduktion." Im Zuge des Bauausschusses sei der Antrag aber nicht angenommen worden. Bei der Bezirksvertretung am 11. Dezember werde man diese Forderung wieder aufs Tapet bringen.

Für Yves Risacher ist das nicht genug. "Wir werden jedenfalls weiter mobilisieren. Jetzt erst recht."

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