Grinzinger Ortskern steht unter Denkmalschutz
Es war der Wandel der Zeit, der das Bundesdenkmalamt (BDA) auf den Plan rief. Weil sich das traditionsreiche Grinzing immer mehr vom Heurigen- zum Wohnort gewandelt habe und im Zuge zahlreicher Immobilienentwicklungen historische Bausubstanz gefährdet war, habe man rund 80 Häuser im Ortskern unter Denkmalschutz gestellt, erklärt Paul Mahringer vom BDA.
In Döbling begrüßt man das zwar prinzipiell, letztlich handle es sich aber um eine „Fleißaufgabe des Bundes“, sagt der stellvertretende Bezirkschef, Robert Wutzl (ÖVP). Im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan der Stadt sei Grinzing nämlich schon seit 2005 als Schutzzone ausgewiesen. Abriss bzw. Neubau seien hier nur möglich, wenn ein Gebäude in derartig schlechtem Zustand sei, dass es nicht mehr erhalten werden könne.
Ensemble
Nichtsdestotrotz prüfte das BDA ab 2016, ob in Grinzing ein Ensembleschutz möglich sei, so Mahringer. Und da man in fast allen untersuchten Häusern ehemalige Weinkeller aus dem 16. Jahrhundert vorfand, stand der Schutzcharakter schnell außer Zweifel.
„Wir haben hier viel spätmittelalterliche-frühneuzeitliche Substanz“, erklärt Mahringer. „Hier standen viele kleine Hauerhäuser.“ Als besonders identitätsstiftend nennt der Denkmalschützer etwa den Trummelhof in der Cobenzlgasse 30 oder den Passauerhof in der Himmelstraße 16, der lang das Landhaus Grinzing beherbergte.
Das BDA kam also zum Schluss, das äußere Erscheinungsbild des Ortes sowie die historische Substanz vor allem der Keller, aber auch Gewölbe im Gebäudeinneren unter Schutz zu stellen.
Ganz so schnell ging es mit der Schutzglocke dann aber doch nicht. Zwar verfasste das Denkmalamt bereits 2017 ein Gutachten und 2018 einen entsprechenden Bescheid für rund 80 Häuser. Wie auch der ORF berichtet, stiegen drei Gebäudeeigentümer dagegen aber auf die Barrikaden. Das letzte Wort sprach das Bundesverwaltungsgericht erst heuer. Somit ist der Denkmalschutz nun rechtskräftig.
Punkto Einschränkungen gehe der Denkmalschutz zwar über die Schutzzone hinaus. Was genau das für die Besitzer der betreffenden Häuser heiße, erfahre der Bezirk aber erst im neuen Jahr, sagt Wutzl.
Gegenüber dem KURIER erklärt es Mahringer so: „Veränderungen von geschützten Gebäudeteilen sind nur mehr in Absprache mit dem BDA möglich.“ Eine automatische Rettung des Heurigenortes bedeute dies aber nicht. „Wir haben ja keinen Einfluss auf die Nutzung der Gebäude.“
Andere Schutzobjekte
Neben dem Ortskern von Grinzing wurden in Wien heuer noch sechs andere Objekte unter Denkmalschutz gestellt: Und zwar die Börse für landwirtschaftliche Produkte in der Taborstraße (die auch das Odeon-Theater beheimatet), ein Teil der Höhenstraße, das einstige Wiener Frauenheim in der Bischoffgasse, das Haus zur Freundschaft Christi in der Strozzigasse sowie das Gewerbehaus am Rudolf-Sallinger-Platz.
Besonders wichtig sei dem Bundesdenkmalamt zudem die ehemalige Synagoge samt Talmudschule in der Malzgasse gewesen, erklärt Mahringer.
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