Graffiti kosten Wiener Linien 3,2 Millionen Euro pro Jahr
Für die einen ist es Kunst, für die anderen Vandalismus. Für die Wiener Linien sind Graffiti vor allem eines: ein teures Ärgernis.
Jährlich gibt es bei den Wiener Linien zwischen 200 und 300 Vorfälle mit Graffiti, sagt Sprecher Dominik Gries: "Es vergeht kaum eine Woche, bei der wir nicht gemeinsam mit der Polizei einen Graffiti-Täter auf frischer Tat ertappen. Oft können diesenm auch andere Taten nachgewiesen werden."
Die besprühten Züge müssen aus dem Betrieb genommen und aufwendig gereinigt werden. Den geschnappten Sprayern wurden bisher nur die Reinigungskosten verrechnet. Doch diese Züge müssen auch in die Remise überstellt und Ersatzgarnituren bereitgestellt werden. Laut einer TU-Studie im Auftrag der Wiener Linien kamen die Verkehrsbetriebe im Jahr 2013 so auf Kosten von 3,2 Millionen Euro. Die Reinigungskosten selbst machten mit 307.000 Euro weniger als ein Zehntel aus, den Löwenanteil machten die Kosten für die Ersatzzüge aus.
Schadenersatz
Dank der neuen Studie könne man jetzt weit höhere Schadenskosten beim Verursacher einklagen, als das bisher der Fall war, sagt Sicherheitschef Thomas Kritzer: "Wir gehen da rigide vor. Ausnahmslos jeder Täter wird angezeigt und Schadenersatz eingeklagt." Die Wiener Linien beschäftigen zwei Mitarbeiter, die sich nur um Dokumentation der Graffiti-Fälle kümmern. Auch habe man in den letzten Jahren die Überwachungstechnik ausgebaut. Zusätzlich patrouillieren Sicherheitsdienste.
Die Videoüberwachung helfe auch bei der Ausforschung. Denn viele Sprayer sind Wiederholungstäter, die hohen Sachschaden anrichten. In den letzten Jahren reichten die strafrechtlichen Verurteilungen von drei bis zu 18 Monaten.
Bei den folgenden Zivilrechtsprozessen ging es schnell um mehrere Zehntausend Euro. Grundsätzlich drücken die Wiener Linien kein Auge mehr zu: "Monatliche Zahlungen von 300 Euro über zehn Jahre und länger wurden zuletzt häufig vereinbart", sagt Sprecher Gries. Der bisher teuerste Fall, der verurteilte Brite Jack M., der insgesamt einen Schaden von 170.000 Euro verursacht haben soll, könnte aber schon bald getoppt werden.
Doch warum müssen die Züge gereinigt werden? "Bei beschmierten Fahrzeugen leidet das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste, etwa weil übermalte Fenster nicht mehr durchsichtig sind", sagt Kritzer. Auch befinden sich auf den Zügen Markierungen, die im Ernstfall für die Einsatzkräfte wichtig sind.
Gefährlich
Ein Einbruch in die Remise kann aber auch für die Sprayer sehr gefährlich werden. "Die Sprayer bewegen sich im Gleisbereich, wo auch nachts Zugbewegungen stattfinden und eine Stromschiene mit 750 Volt in Betrieb ist", sagt Kritzer.
Natürlich werde der Strom sofort abgeschaltet, wenn Sicherheitsorgane erkennen, dass jemand illegal auf den Schienen unterwegs ist, betont Kritzer. Dennoch können sich Sprayer schwer verletzen, wie ein Fall in Hütteldorf zeigt. Auf der Flucht nach seiner Entdeckung stürzte ein Sprayer und knallte mit dem Kopf auf eine Eisenschraube. Er erlitt schwere Kopfverletzungen.
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