Goldener Rathausmann für JJ: "Das Wiener Publikum ist viel geiler"

ÜBERREICHUNG "GOLDENER RATHAUSMANN" AN ESC-GEWINNER JJ: LUDWIG/JJ
ESC-Sieger JJ und Bürgermeister Ludwig sprechen sich bei der Verleihung für Wien als nächsten ESC-Austragungsort aus.

Im Roten Salon des Wiener Rathauses herrscht gespannte Stille. Fotografen und Kameraleute richten ihre Objektive starr auf die hohe Flügeltür. 

Man erwartet ESC-Gewinner Johannes Pietsch alias JJ, der an diesem Dienstag von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) den Goldenen Rathausmann überreicht bekommt. Die Tür geht auf, kurze Aufregung, doch es wird nur ein Stuhl hereingetragen. "Für den Opa von JJ", sagt der Rathausmitarbeiter. Als sich die Türe das nächste Mal öffnet, sind es dann tatsächlich der Bürgermeister und der ESC-Sieger.

"Es ist ein besonderer Erfolg eines wirklich sehr tüchtigen jungen Mannes", sagt Ludwig. Die goldene Statuette sei ein „sichtbares Zeichen der Würdigung“ und werde nur an besondere Persönlichkeiten vergeben – wie einst an Udo Jürgens oder, wie Ludwig sagt, "Conchita Wurscht". 

JJ sei „ein Wiener, der für unsere Stadt steht“, hebt der Bürgermeister hervor. Er sei in Wien geboren, habe in Wien maturiert und studiere derzeit an der Musik und Kunst Privatuniversität (MUK): „Wir sind sehr stolz auf ihn.“ Der internationale Erfolg des 24-Jährigen zeige zudem, welch hohe Qualität die Wiener Hochschulen bieten.

Austragungsort 2026

Als Pietsch die goldene Statue entgegennimmt, wirkt er sichtlich gerührt. "Es ist eine große Ehre, dass ich hier stehen darf. Ich freue mich schon auf den ESC in Österreich - hoffentlich in Wien." Auch Ludwig hofft auf den Zuschlag für die Bundeshauptstadt. 

Vor wenigen Wochen wurde ein 80-seitiges Bewerbungspapier abgegeben. "Wir haben schon 2015 bewiesen, dass wir es können. Viele waren damals der Meinung, es war einer der besten Song Contests jemals", sagte der Bürgermeister. Neben Wien ist offiziell noch Innsbruck im Rennen. In der zweiten Augusthälfte soll der Austragungsort bekannt gegeben werden.

ÜBERREICHUNG "GOLDENER RATHAUSMANN" AN ESC-GEWINNER JJ: LUDWIG/JJ

Familie Pietsch schaut zu.

Ein Stück abseits verfolgt Familie Pietsch das Geschehen: Eltern, Schwester und Großvater des Gewinners. Die Mutter hält die Verleihung stolz mit dem Handy fest. Hat sich das Familienleben seit dem ESC-Sieg verändert? 

"Bei uns daheim ist alles gleich geblieben", sagt seine Schwester. Nur manchmal würden neugierige Kinder bei ihnen läuten, wirft der Vater ein. "Johannes nimmt sich Zeit für die Familie - auch wenn er jetzt nicht mehr so viel hat. Am Wochenende feiern zum Beispiel unsere Eltern ihren 25. Hochzeitstag, da ist er auch mit dabei."

"Werde jetzt immer erkannt"

Und wie hat sich JJs Leben seit dem 17. Mai verändert? "Wenn ich zum Billa gehe, kann ich nicht mehr im Pyjama und mit zerfransten Haaren rausgehen, ich werde jetzt immer erkannt", sagt der junge Countertenor im Gespräch mit dem KURIER und lacht. Aber das mache ihm Spaß. Zudem habe ihn Conchita Wurst schon gut darauf eingestimmt, was ihn nach dem Songcontest-Sieg erwarte. Der wichtigste Tipp: "Du lebst diesen Sieg nur einmal - genieße alles." 

Und wie ist das Wiener Publikum im Vergleich zum Publikum beim ESC? "Das Wiener Publikum ist im positiven Sinn echt crazy. Als ich bei der Wiener Pride gesungen, gleich hier draußen am Rathausplatz gesungen habe und alle mitgesungen haben - das war oag. Ich finde das Wiener Publikum viel geiler."