Hier kommt Gold unter den Hammer

Insgesamt drei Mal wird jedes Blättchen Gold geschlagen - bis es dünn genug ist
Das Handwerk des Goldschlägers ist vom Aussterben bedroht. Nun wurde es immaterielles Welterbe.

Philipp Hofmann setzt die Lärmschutzhörer auf, platziert das Päckchen unter dem Schlagkolben und bedient den Fußhebel. Wumms, wumms, wumms, kracht der Federhammer auf das Päckchen und treibt die Goldquadrate darin mit jedem Schlag auseinander.

Es ist einer von rund 20 Arbeitsschritten, die Philipp Hofmann durchführen muss, bis aus dem 23-karätigen Goldbarren hauchdünne (genau: drei bis fünf tausendstel Millimeter dicke) Blättchen werden – gemeinhin als „Blattgold“ bekannt.

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Das Gold wird zwischen Kunststofffolien gelegt und dann groß geschlagen

Der 44-jährige Wiener ist einer der letzten Goldschläger des Landes. Er leitet in der Kendlerstraße in Wien-Penzing einen von zwei Goldschläger-Betrieben, die es in Österreich gibt.

Es ist ein Handwerk, das in ganz Europa vom Aussterben bedroht ist. Um die Jahrtausendwende waren es noch rund 20, 30 Goldschlägerbetriebe in Europa, heute sind es sieben.

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Philipp Hofmann mit seinem Vater

Faszination Edelmetall

Obwohl – oder vielleicht auch weil – das Handwerk so selten ist, kann sich Philipp Hofmann keinen schöneren Beruf vorstellen. Natürlich liege das auch am Material. „Wen fasziniert das nicht, wenn einem die Oma als kleinem Bub so ein kleines Goldblättchen zusteckt?“, sagt er.

Das Goldschläger-Handwerk liegt bei ihm in der Familie. Großvater Alois Wamprechtsamer gründete 1906 die Firma, Vater Peter Hofmann verhalf dem Betrieb 1989 zur staatlichen Auszeichnung. Er sitzt gerade vor dem Tresor und schlichtet Goldblättchen.

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Kühle Architektur

Vor allem zwei Gründe führt Philipp Hofmann für das Verschwinden des Handwerks in Europa an: Zum einen sei Gold in der (Innen-)Architektur aus der Mode gekommen. Kühle Farben, Edelstahl oder der Einsatz von Spiegel sei heute vorherrschend. Dazu kommt Konkurrenz aus dem Ausland – vor allem der asiatische Raum drücke die Preise.

Aber die Herstellung ist nicht billig. Beim Goldschlagen wird nicht nur mit wertvollem Material gearbeitet (das Kilo Gold, das Philipp Hofmann aus dem Tresor holt, kostet derzeit rund 35.000 Euro), die Fertigung ist auch äußerst aufwendig.

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Eine Woche dauert der Prozess vom Barren bis zum Blättchen. Drei Mal werden die Goldquadrate gestapelt, aufgeschlagen, anschließend wieder zu Quadraten geschnitten, in Päckchen zwischen Kunststofffolien gelegt und wieder geschlagen. Dabei entsteht auch viel Abfall: Aus einem Kilo Gold werden pro Verarbeitungsgang nur 300 Gramm Blättchen. Weggeschmissen wird natürlich nichts. Der Rest wird sortenrein gesammelt, eingeschmolzen und wiederverwertet.

Flocken im Sekt

Philipp Hofmann gibt die Hoffnung nicht auf, dass die Branche in der nächsten Zeit wieder mehr Wertschätzung erfahren könnte. Denn: Vor wenigen Wochen ist das Handwerk in das Verzeichnis des immateriellen Welterbes der UNESCO aufgenommen worden.

„Vielleicht schaffen wir es damit, das Blattgold den Menschen wieder in Erinnerung zu rufen“, meint er. Sein Appell gilt vor allem den Innenarchitekten. „Auch moderne Möbel können vergoldet sein. Es muss nicht alles so aussehen wie in Schönbrunn.“ Er lacht.

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Es gibt noch eine weitere Branche, auf die er setzt: die Gastronomie. Goldflocken, die während des Arbeitsprozesses entstehen, verarbeitet Hofmann zu essbarem Gold, das in der Haute Cuisine, in der Confiserie oder auch in der Patisserie verwendet wird, um Nachspeisen oder Getränke zu verzieren. Wer sich das eigene Glas Sekt aufpeppen möchte: Gläser mit Goldflocken können im Betrieb erstanden werden.

Info:Alois Wamprechtsamer GmbH, 14., Kendlerstraße 14,

www.blattgold.at

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Immaterielles Erbe

Folgende Traditionen wurden von der UNESCO heuer aufgenommen: Flurnamen Tirols, Kripperlspiel „Steyrer Kripperl“,  Rundtanzen am Eis in Wien, Stegreifspiel der Tschauner Bühne, Bräuche der Berg- und Hüttenleute an der Steirischen Eisenstraße, Lichtmesssingen in NÖ, Neckenmarkter Fahnenschwingen,  Untergailtaler Kirchtagsbräuche und Tracht, Viehumtragen am Fest des Hl. Georg, Rieselbewässerung im Tiroler Oberland, Dombauhüttenwesen, Goldschlägerhandwerk,  Lärchenharz-Gewinnung, Pflastererhandwerk.

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