Glücksminister erklärte Seestädtern das Glück
Er wurde zwar nicht von den Massen begrüßt, aber dafür herzlich. In jedem Unternehmen, das Ha Vinh Tho am Donnerstag im Zuge seiner Feelgood-Tour durch die Seestadt Aspern besuchte, erwarteten den „Glücksminister“ von Bhutan lächelnde Gesichter – und immer dieselbe Frage: „Was macht glücklich?“, wollten ein paar Dutzend Zuhörer vom Experten wissen.
Er sei zwar kein echter Glücksminister – zu dem hätten ihn erst PR-Texter gemacht –, aber auch als Direktor des Gross National Happiness Centres in Bhutan ist dem UN-Beauftragten in Sachen Wohlbefinden die Frage nicht fremd. Ist man dort doch dem Bruttonationalglück auf der Spur, mit wissenschaftlichen Methoden wird die Zufriedenheit der Bhutaner erforscht. Und die ist trotz materieller Armut groß, wie landesweite Umfragen alle drei Jahre belegen.
Balanceakt
In dem südasiatischen Königreich wird Glück als oberstes politisches Ziel erachtet. Die Regierung sehe sich einer Wirtschaftspolitik verpflichtet, die nicht Profitmaximierung, sondern das Wohlbefinden der Menschen zum Ziel habe, erklärt Ha Vinh Tho. Dass das ein Balanceakt ist, verschweigt er nicht. „Modernisierung ja, man will ja nicht im Mittelalter verharren, aber nicht um jeden Preis“, erklärt der Sozialforscher. Sprich: Nicht, wenn dafür Mensch und Natur ausgebeutet werden müssten.
Das Glück, von dem Ha Vinh Tho spricht, habe zwei Elemente: „Zum einen gute soziale Voraussetzungen, die geschaffen werden müssen – im Hinblick auf Bildung, Arbeit, Gesundheit, Kultur oder Natur zum Beispiel. Und zum anderen die innere Einstellung des Menschen – ob er sich selbst verwirklichen, im Einklang mit seinen Idealen und in guten Beziehungen zu seinem Umfeld leben kann. Zwischen den beiden Komponenten muss ein Gleichgewicht herrschen.“
Gutes Zeugnis
In die Seestadt Aspern kam der Glücksexperte auf Einladung von Hotelier Karl Heinz Slabschi, Mitbegründer des Vereins für Gemeinwohlökonomie, wo man der Wirtschaftsphilosophie der Bhutaner einiges abgewinnen kann.
Der Seestadt stellt der Glücksfachmann mit Österreich-Bezug (der Sohn eines Diplomaten ging in Wien in die Schule und ist mit einer Wienerin verheiratet) ein gutes Zeugnis aus. Hier habe man eine „menschenfreundliche Umgebung geschaffen – mit günstigem Wohnen, Grünanlagen und sozialen Aktivitäten“ – während anderswo am Stadtrand Gettos entstanden seien.
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