Geschichte und Gschichtln entlang der Donau
Für die Stadt und ihre Bewohner macht die Donau einen wichtigen Teil ihrer Identität aus. Das Verhältnis zueinander war aber nicht immer so gut.
Vor einigen Jahrhunderten galt die Donau als „gefährlich“; die Stadt und der Strom hatten „keine klar geregelte Beziehung, ja nicht einmal ein schlampiges Pantscherl“, wie es Beppo Beyerl in der Einleitung seines neuen Buches „Streifzüge entlang der Donau“ ausdrückt.
Der Ur-Meidlinger schreibt seit Jahren über Wien, die Bevölkerung und ihre gemeinsame Geschichte. Für sein neustes Werk hat Beyerl den Donaukanal, das Ufer des Hauptstroms, die Donauinsel und die Alte Donau erkundet – historisch gesehen und zu Fuß im Rahmen von vier Tagesausflügen.
Otto Wagners Löwen
Seine Wanderung schildert er in anekdotischen Texten und ergänzt sie mit Geschichte und Gschichtln. Wie jene über die von Otto Wagner gestaltete Schemerlbrücke, im Volksmund auch Löwenbrücke genannt: Laut einem Gerücht soll sich der Architekt in den Gesichtszügen der bronzenen Löwenfiguren selbst ein Denkmal gesetzt haben.
Moderne Kunst lässt sich am Donaukanal in Form von Graffitis entdecken. Später erreicht man die Brigitta-Brücke – die heutige Friedensbrücke – und die Elisabethpromenade, heute die Roßauer Lände. 1919 wurden fast alle Straßennamen, die an die Habsburg erinnerten, ersetzt. Historische Fotografen zeigen den Schottenring mit mehr Straßenbahnen als Autos und Postkarten den Fischmarkt am „Schanzel“.
Am Toten Grund
Das Buch erkundet auch Stadtteile und Ecken, die selbst einige Wiener noch nie besucht haben: die Donaustadt und den Toten Grund auf der Donauinsel. Dieser zugegeben irreführende Name bezeichnet ein Naturschutzgebiet, keinen Friedhof.
Entsprechend lebendig ist der Wasserarm, der für zahlreiche Amphibien ein Rückzugsort ist. Abends flattern Fledermäuse durch die Luft. Wandern sollte man hier nur auf befestigten Wegen, auch wenn es an Beschilderung mangelt.
Fazit: Als Reiseführer ist Beyerls Buch zwar nicht gedacht, Lust auf eine Wanderung samt Buch im Gepäck macht es aber allemal.
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