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Gemeindespitäler: Schlechter Rat ist teuer

Gemeindespitäler: Schlechter Rat ist teuer
Stadtrechnungshof kritisiert enorme Kosten für externe Berater und stellt deren Nutzen infrage

Seit Jahren sorgen die Sparzwänge im Wiener Krankenanstaltenverbund ( KAV) für Negativ-Schlagzeilen. Umso mehr erstaunen die Summen, die der Spitalsträger für die Dienste externer Beratungsfirmen ausgibt: Allein zwischen 2012 und 2016 waren dies 73,7 Millionen Euro, wie nun der Stadtrechnungshof herausgefunden hat.

Dass diese enormen Mittel alles andere als zweckmäßig eingesetzt wurden, zeigt er anhand eines Beispiels auf. Um seine stetig wachsenden Sachkosten in den Griff zu bekommen, startete der KAV 2013 das Projekt SOUND („Sachkosten optimieren. Unser Nutzen dauerhaft“). Allein: Ein dauerhafter Nutzen wollte sich nicht so recht einstellen, vielmehr lief das Einsparungsprogramm seinerseits vollkommen aus dem Ruder: Das ursprüngliche Einsparungsziel war laut Stadtrechnungshof mit 150 bis 170 Millionen Euro beziffert worden. Tatsächlich realisiert werden konnten davon jedoch lediglich 29 Millionen Euro, halten die Prüfer fest.

Kosten explodiert

Gleichzeitig explodierten die Kosten für die externen Beraterleistungen. Zu Beginn des Projekts waren sie noch mit 11,6 Millionen Euro veranschlagt. Letztlich kletterten sie auf 29,4 Millionen Euro – was eine Steigerung von fast 145 Prozent bedeutet.

Die Prüfer bemängeln weiters, dass von zuständigen Steuerungsgremium keine Maßnahmen gesetzt wurden, um die Kosten im Rahmen zu halten. Bemerkenswert ist die Stellungnahme des KAV dazu: „Im Projekt SOUND gab es über das Steuerungsgremium hinaus weitere Auftraggeber des Projekts (Generaldirektor und seinen Stellvertreter). Von diesen wurden Entscheidungen getroffen, die erst im Nachhinein dem Steuerungsgremium (...) zur Kenntnis gebracht wurden.“ Zudem seien zwischen 2014 und 2016 entgegen der festgelegten Vorgangsweisen Freigaben durch den Generaldirektor als Auftraggeber erfolgt. KAV-Generaldirektor war damals Udo Janßen. Er wurde 2017 gefeuert, nachdem zuvor bereits der Bundesrechnungshof unter anderem die enormen Beraterkosten im KAV scharf kritisiert hatte.

Aktuell bemängeln die Prüfer, dass Tätigkeiten an die externen Berater ausgelagert wurden, die genauso gut KAV-Mitarbeiter hätten durchführen können (zum Beispiel die Aufbereitung und die Präsentation von Daten). Und das wesentlich kostengünstiger: Im Vergleich zu den für eigene Mitarbeiter anfallenden Personalkosten hätten nämlich die Aufwendungen für einen „Consultant“ einer Beraterfirma mehr als das Zweieinhalbfache betragen. Was noch dazukommt: Bei einer Reihe von Einsparungen von Sachkosten sei „nur eine geringe Beteiligung des Beratungsunternehmens festzustellen“, wie die Prüfer nüchtern darlegen.

KAV kalmiert

KAV-Direktor Herwig Wetzlinger kontert: Der Stadtrechnungshof habe nur Teilbereiche des Projekts geprüft, betont er gegenüber dem KURIER. „Tatsächlich wurden 142 Millionen Euro eingespart.“ Und weiter: „Im Verhältnis zur Größe des Unternehmens haben wir keine überbordenden externen Unterstützungsleistungen. Bei Betrieben, die sich in Phasen großer Veränderungen befinden, steigen sie immer an“, betont er.

Das sehen nicht alle so: Die im Spitalsträger tätigen Berater – so vermerken die Rechnungshof-Prüfer – erkannten im KAV ein Einsparungspotenzial von 3,85 Millionen Euro. Und zwar bei Beratungsleistungen.

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