Gemeindebau: 150 Mieter müssen ausziehen

Gemeindebau: 150 Mieter müssen ausziehen
Die Wohnhausanlage in der Darnautgasse 10 ist nicht mehr sanierbar. Für die Bewohner ist die Nachricht ein schwerer Schlag.

Für mich ist das das Furchtbarste, was geschehen kann", sagt die 83-jährige Frau und schaut traurig aus dem Fenster. "Seit 1954 wohn’ ich hier. Und jetzt muss ich weg. Mich hat fast der Schlag getroffen."

Rund 150 Mieter haben vor wenigen Tagen er­fahren, dass sie ihren Gemeindebau in der Darnautgasse in Meidling verlassen müssen. Die Wohnhausanlage aus den Nachkriegsjahren ist stark sanierungsbedürftig. Die Renovierung würde mehrere Millionen Euro kosten – deshalb kommt nur der Abriss infrage.

Gemeindebau: 150 Mieter müssen ausziehen

"In dieser außergewöhnlichen Situation wird von der Stadt Wien alles unternommen, um die Bewohner bestmöglich zu unterstützen und ihnen helfend zur Seite zu stehen", sagt Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. "Wir werden den Betroffenen ihren An­forderungen entsprechende Wohnungen anbieten. Dabei sind wir auch bestrebt, sofern nicht anders gewünscht, Wohnungen aus dem direkten Umfeld bereitzustellen."

Die meisten Bewohner trifft diese Nachricht wie ein Schlag ins Gesicht. "Ich bin in diesem Haus geboren worden", erzählt Eva Ilitc. "Wir sind alle davon ausgegangen, dass endlich saniert wird. Und jetzt das – ich bin empört!"

Übersiedelung

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Auch Franz Draxler hat die Nachricht tief getroffen. Er wohnt mit seiner Frau seit 1990 in der Anlage. "Dass wir jetzt wegmüssen, macht mich traurig. Wir haben viel in die Wohnung investiert." Doch Alternative sieht er keine. "Das Herrichten würde Millionen kosten. Und dann könnten wir uns den Zins gar nicht mehr leisten." Er hat bereits einen Termin mit Wiener Wohnen vereinbart. Jeder Mieter soll zum bestehenden Mietzins eine Wohnung in gleicher Größe – nur eben in einem anderen Haus – bekommen. Unterstützung gibt es auch bei der Über­siedelung.

Gemeindebau: 150 Mieter müssen ausziehen

Es gibt nur wenige Betroffene, die sich über diese Wendung freuen. Andreas Böhme ist einer davon. "Ich gehe auf Krücken. Das ist die Chance meines Lebens, eine behindertengerechte Wohnung zu bekommen."

Bis zum Frühjahr sollen die Bewohner ihren Gemeindebau verlassen. Dann soll auf dem Areal wieder gebaut werden – geplant ist ein sozialer Wohnbau.

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