Gefesseltes und geknebeltes Opfer schnürte sich selbst Luft ab

Tudorel Petcu (li.) und Catalin Sandu wollen den Mord nicht geplant haben.
Die Staatsanwältin schockte die Geschworenen mit Fotos des erstickten Geschäftsmannes.

Zuerst ein großes Foto des lebendigen Opfers, mitten im Gerichtssaal, auf der Leinwand: der Geschäftsmann, Geburtsdatum, Sterbedatum 4.11.2012. Dann das tote Opfer, mit einem Seil verschnürt, abgepackt, Schlinge um Arme, Beine und Hals.

„Bei jeder kleinsten Bewegung hat er sich selbst erdrosselt“, erklärt Staatsanwältin Barbara Hoffmann, die von sich keine Fotos veröffentlicht haben will, den Geschworenen. Nächstes Bild: „Auch das ist der Kopf des Opfers.“ Von Schlägen blutverschmiert, umwickelt mit einem Leintuch über Mund und Nase, „sie wollten, dass er aufhört zu atmen, dass er aufhört zu leben“.

Die Show zeigt Wirkung.

Was kann man da als Verteidiger noch ausrichten? Einen „Kunstfehler“ der Angeklagten daraus machen ist wahrscheinlich keine gute Taktik. „Wie er gefesselt war, war vielleicht nicht lege artis“, sagt der eine Anwalt. Und der andere meint, der Tod sei fahrlässig eingetreten.

Neigungen

Der in Wien-Ottakring wohnhafte Geschäftsmann und Inkasso-Büro-Betreiber hatte „ausgeprägte sexuelle Neigungen“, wie es Richter Ulrich Nachtlberger ausdrückt. Die junge Rumänin Andra H. diente als Lockvogel, dolmetschte für das Opfer, lebte bei ihm, bald kam auch der Vater ihres Kindes nach und zog mit ein. Ob er an den Sexpraktiken beteiligt gewesen sei, wird der Angeklagte Tudorel Petcu gefragt. Der 28-Jährige verneint halbherzig. Der wohlhabende Geschäftsmann habe ihn selbstlos unterstützt und versprochen, für ihn einen Job zu suchen. Als Dank schmiedete Petcu gemeinsam mit dem 25-jährigen Catalin Sandu einen Raub- (und laut Anklage auch Mord-)Plan: „Das ist schnell verdientes Geld, besser als Arbeit. Wir werden ihn schlagen oder fesseln und Geld suchen.“

Escort-Girl Andra H. war angeblich nicht eingeweiht, reiste vor der Tat nach Italien ab. Petcu und Sandu überfielen das Opfer in seiner Wohnung. Mit einem Seil aus seiner Nachttischlade, das dort – wie Petcu wusste – für Sexspiele bereit lag, wurde er gefesselt. Es hätte auch Handschellen gegeben, aber das Schloss war defekt. Mit dem Leintuch stopften die Täter dem Opfer den Mund. „Gab es noch Lebenszeichen?“, fragt der Richter: „Er hat sich bewegt“, sagt Petcu. Der Geschäftsmann muss qualvoll erstickt sein, man fand ihn erst Tage später. Da waren die Angeklagten mit seinem Auto, seinem Handy, seinem Laptop und seiner Geldbörse (100 Euro) längst über alle Berge, wurden aber bald verhaftet.

Das Urteil ist für Mittwoch geplant.

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