Im Gegenteil habe man sich von der „Hinterhofmoschee“ in der Vergangenheit distanziert und diese dem Verfassungsschutz gemeldet. Dort sollen sich bereits der Islamist Mohamed M. sowie der als IS-Terrorist zu neun Jahren Haft verurteilte Lorenz K. regelmäßig aufgehalten haben.
In dem heruntergekommenen Wohnhaus ist über den neuerlichen Polizeieinsatz niemand überrascht. Die Beamten wären im Zusammenhang mit dem „Verein“, wie Hausbewohner die Gebetsräumlichkeiten nennen, schon öfters vor Ort gewesen. So wirklich wissen was im Inneren vorgeht, will aber niemand. „Es darf nicht jeder hinein. Selbst, als ich einen Wasserschaden hatte und es runtertropfte, wollte mir niemand aufmachen“, erzählt ein Nachbar, der anonym bleiben möchte. Und tatsächlich: An den drei Eingangstüren hängen große Schilder mit der Aufschrift „Ausnahmslos Mitglieder“.
Seinen vollen Namen in der Zeitung lesen will auch der 54-jährige Yusuf S. nicht. Der Türke lebt seit 15 Jahren in dem Haus und ist sich sicher: „Das ist keine Moschee, denn in einer Moschee darf jeder beten. Hier dürfen aber nur Mitglieder rein – vor allem junge Männer mit Bärten.“
Dass nur Männer kommen, sei nicht immer so gewesen, erzählt hingegen Regina R., die im Gemeindebau nebenan lebt. „Das war früher ein Gasthaus, 2018 ist der muslimische Verein eingezogen. Am Anfang gab es noch Feste, zu denen auch Frauen und Kinder kamen. Auch wenn die immer einen anderen Eingang benutzten.“ Seit einem Jahr sehe man aber nur mehr Männer. Diese würden aber nicht nur zum Beten kommen, sondern auch zum Kampfsport. Dazu sei extra der Keller ausgebaut worden, erzählt die Nachbarin.
Dass die „Hinterhofmoschee“ derzeit wegen des Coronavirus zu hat – so wie es auf einem Zettel am Eingang steht –, glaubt sie nicht. „Während des ersten Lockdown kamen auch Leute, aber seit der Attacke am Montag ist es wie ausgestorben.“
Attentäter Kujtim F. habe sie hier aber nie gesehen – so wie auch alle anderen Anwohner. Dass er aber hier war und in seiner Ideologie bestärkt wurde, kann sie sich gut vorstellen. Schließlich würden viele junge Männer kommen und die ehemalige Schule von Kujtim F. sei nur wenige Minuten entfernt.
Kulturministerin Susanne Raab (ÖVP) teilte in einer Pressekonferenz am Freitag mit, dass nun ein Auflösungsverfahren nach dem Vereinsgesetz eingeleitet wurde. Gleich ganz geschlossen wurde der Ministerin zufolge die Tewhid-Moschee in der Murlingengasse in Wien-Meidling.
Zwar sei diese 2016 von der IGGÖ als Gemeinde eingerichtet worden. Die umgehende Schließung erfolge jedoch im Interesse der öffentlichen Sicherheit, da die im Islamgesetz geforderte „positive Grundeinstellung gegenüber Gesellschaft und Staat“ nicht bestehe. Auch dort soll Kujtim F. sich aufgehalten haben.
Die IGGÖ hat dementsprechend bereits die Rechtspersönlichkeit der Meidlinger Moscheegemeinde aufgehoben. Denn Missbrauch der Religionsfreiheit – auch aus den eigenen Reihen – sei nicht akzeptabel.
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