Cannabis & Kokain beliebt: So "high" ist Österreich
Wie "high" ist Österreich? Diese Frage wird jährlich durch eine europaweite Abwasseranalyse beantwortet - erstmals nahm Wien der Untersuchung des Abwassers teil. Gemessen werden Rückstände von Kokain, Amphetamin, Methamphetamin, THC und MDMA, sowie Alkohol und Nikotin. 17 Kläranlagen werden österreichweit untersucht. Europaweit nehmen insgesamt 110 Städte und Regionen der EU, der Schweiz, Norwegens, Großbritanniens, Islands und der Türkei an der Studie teil.
Dominant sind in ganz Österreich die Drogen Cannabis und Kokain. In fast allen Regionen war laut den Experten Cannabis die meist konsumierte Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher sei als in ländlichen Gegenden.
Anstieg nach Ende der Corona-Maßnahmen
Bemerkenswert ist 2022 vor allem der Anstieg des Alkohol- und Drogenkonsums nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen, wie die MedUni Innsbruck erklärt. Im dortigen forensisch-toxikologische Labor wird werden die Proben jedes Jahr analysiert. „Im Vergleich zu 2021 waren Steigerungen beim Konsum von Alkohol, Kokain, MDMA und Methamphetamin zu beobachten, die zum Teil auch auf das Auslaufen von behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie zurückzuführen sind“, betonte Studienleiter Herbert Oberacher.
Kokain-Konsum hinter Brüssel, Zürich, Barcelona
Wien lag nach der erstmaligen Teilnahmen im europaweiten Mittelfeld. „Die Proben, die im Zeitraum einer Woche täglich entnommen wurden, zeigen, dass sich Wien im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten bei allen fünf untersuchten Substanzen im unteren Mittelfeld befindet. Sowohl bei THC, Kokain, MDMA, Amphetamin als auch Methamphetamin zeigt die Abwasserstudie in vielen vergleichbaren Städten deutlich höhere Werte“, betonte der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner.
Bei Kokain lag Wien etwa deutlich hinter Städten wie Brüssel, Zürich, Barcelona und auch unter den Werten für Prag oder Berlin. Bezogen auf THC wies Wien eine höhere Konzentration auf, als in Krakau oder Mailand nachgewiesen wurde, aber teilweise deutlich geringere als in Zagreb, Lissabon oder Amsterdam. Die gemessenen Werte bei Amphetamin waren in Brüssel, Berlin, Prag und Zürich deutlich höher, während in Barcelona die Werte unter jenen von Wien lagen.
Viel Kokain in Kufstein
Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichnete übrigens Kufstein, die zweitgrößte Stadt Tirols. Der größte Pro-Kopf-Konsum von Speed, also Amphetaminen und Methamphetamin, bekannt als Crystal Meth, wurden in der Bundeshauptstadt Wien und im niederösterreichischen Wiener Neustadt festgestellt. Diese „West-Ost-Verteilung“ von Stimulanzien und synthetischen Drogen sei aber keine österreichische Besonderheit, sondern spiegle sich in Europa wider, wurde betont.
3,5 Millionen Menschen "untersucht"
Bei der Untersuchung werden auch Schwankungen berücksichtigt, denn - wenig verwunderlich - finden sich am Wochenende mehr Rückstände von Partydrogen wie Kokain und MDMA im Abwasser als unter der Woche. Gekifft wird hingegen die ganze Woche. Die Rückstände der anderen drei Drogen sind gleichmäßiger über die Woche verteilt. Die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von 3,5 Millionen Menschen in Österreich und Südtirol zu.
Alkohol und Nikotin-Konsum
Neben dem Drogenkonsum-Verhalten wurden auch legale Suchtmittel wie Alkohol und Nikotin im Abwasser analysiert. Ein Einwohner aus einer der 17 in Österreich untersuchten Regionen trinkt im Durchschnitt täglich ein Glas Wein, raucht vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen, wie der österreichische Studienleiter Herbert Oberacher von der Uni Innsbruck erklärt.
Der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin ist innerhalb Österreichs relativ einheitlich. Bei den verbotenen Drogen bietet sich ein weniger homogenes Bild: In fast allen Regionen war Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher ist, als in ländlichen Gegenden.
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