Spitäler haben Gangbetten-Chaos nicht im Griff

Die angekündigten Maßnahmen des KAV haben offenbar nichts gebracht. Allein auf drei Abteilungen gab es Montagfrüh im Wilhelminenspital insgesamt wieder 19 Gangbetten
SMZ Ost: Grippekranke steckten Dermatologie-Patienten an. Massive Kritik am KAV.

Nach dem grippebedingten Anschwellen der Zahl der Gangbetten während der Weihnachtsferien hat der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) Maßnahmen versprochen, um die Lage in den Gemeindespitälern zu entschärfen. So sollten etwa Mitarbeiter aus dem Urlaub geholt werden.

Genutzt hat das freilich bis dato nur wenig: "Gangbetten konnten im SMZ Ost an diesem Wochenende trotzdem nicht verhindert werden", beklagt ein Mitarbeiter, "obwohl zum Beispiel die Dermatologie genötigt wurde, sechs Betten für Influenza-Patienten zur Verfügung zu stellen."

Eine Maßnahme, die ihrerseits wieder für Probleme sorgt: "Vor einer Woche haben wir zwei Influenza-Patienten an unserer Station in einem Zimmer untergebracht und trotz Einhaltung der empfohlenen Schutzmaßnahmen haben sich fünf unserer Derma-Patienten mit der Influenza infiziert", schildert der Mitarbeiter. "Zwischenzeitlich hatten wir dann ein Bett im Influenza-Zimmer frei und dafür zwei Patienten mit Erysipel (Rotlauf, Anm.) am Gang."

Auch auf der Notfallambulanz war am Wochenende das Patientenaufkommen enorm: "Wir hatten kaum mehr Platz für das Aufstellen von Liegen oder Lehnsesseln. Ich habe dort nicht mehr Personal als üblich gesichtet", sagt der Mitarbeiter.

19 Gangbetten

Ähnlich ist die Situation im Wilhelminenspital: "Mir ist kein einziger Arzt bekannt, der vom Urlaub in den Dienst berufen wurde", sagt Personalvertreter Heinrich Schneider. Zudem gebe es weiterhin zahlreiche Gangbetten: Sieben am Montag allein auf der Unfallchirurgie, sieben auf der 4. und fünf auf der 5. Medizinischen Abteilung.

Spitäler haben Gangbetten-Chaos nicht im Griff
ABD0041_20170105 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0188 VOM 5.1.2017 - Der Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) Generaldirektor Udo Janßen am Mittwoch 04. Jänner 2017 im Rahmen eines Interview mir der Austria Presse Agentur (APA) in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ

Wie berichtet, prüft jetzt auch Volksanwalt Günther Kreuter die Gangbetten-Problematik. Schneider wirft KAV-Chef Udo Janßen "Totalversagen" vor. So komme es immer noch vor, dass Ärzte, die im Nachtdienst nicht ausgelastet seien, nicht in überlasteten Notfallaufnahmen aushelfen würden, um die Wartezeiten zu reduzieren.

"Um das zu regeln, braucht es keine Task Force, man muss nur seinen Kopf einschalten. Für Schneider ist die Gangbetten-Situation unmenschlich: "Ich lade Janßen ein, eine Nacht in einem Gangbett Probe zu liegen."

Ein beliebiger Austausch von Fachärzten sei nicht zielführend, betont man im KAV. Wegen des hohen Patientenaufkommen komme es im Wilhelminenspital leider weiterhin zu Gangbetten. Man arbeite aber „mit Hochdruck“ an einer Reduzierung, betont ein Sprecher. Die Kritik, dass zu viele Ärzte im Urlaub seien, kann man nicht nachvollziehen: Nur acht seien auf Urlaub. 39 seien krank.

Zum SMZ Ost heißt es seitens des KAV: „Letztendlich gab es auf der Derma kurzfristig zwei Patienten am Gang, wobei eine Person rasch in ein Zimmer verlegt werden konnte“, sagt der Sprecher. „Ein Zimmer war mit einem bakteriell hochansteckenden Patienten belegt und konnte deswegen nicht weiter belegt werden. Selbstverständlich wurden alle Hygienerichtlinien eingehalten.“ Weiters betont man, dass derzeit alle Notfallaufnahmen „an ihre Grenzen stoßen“ würden.

Auch Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) meldete sich in der Gangbetten-Causa zu Wort: Die aktuell angespannte Situation in den KAV-Spitälern sei „nicht zu verleugnen“. Eine Überprüfung der jeweiligen Abläufe sei bereits angeordnet worden: „Das Bettenmanagement wird in den einzelnen Häusern vorgenommen. Ich habe die Generaldirektion bereits veranlasst, hier die Berichte aus jedem Haus anzufordern, die sorgfältig geprüft werden“, betont die Stadträtin.


„Warum die entwickelten Prozedere in einzelnen Bereichen besser und in anderen schlechter funktionieren, wird analysiert und bereinigt“, verspricht Wehsely. Klar sei jedoch auch, dass die Spitalsambulanzen entlastet werden müssten - und dies nur mit einer besseren Einbindung des niedergelassenen Bereichs funktionieren werde.

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