Frischer Wind im Böhmischen Prater
Runde um Runde dreht Henriette Geissler mit ihrem Elektromobil durch den Park Hrabalek. Beim Anblick der neuen Attraktionen im Böhmischen Prater lacht der alteingesessenen Schaustellerin das Herz. Sie selbst betreibt im kleinen geschichtsträchtigen Vergnügungspark mitten im Laaer Wald die Oldtimer-Bahn, das 1929 gebaute Raupenkarussell und den Minigolfplatz. Aber „auf so einen“ hat sie schon lang gewartet, sagt sie. Auf „so einen jungen Dynamischen, der was weiterbringt“.
Aus Liebe zu Wien
Gekauft hat Hrabalek von einem Prater-Urgestein. Nachdem er im KURIER gelesen hatte, dass Karl Mayer nach 44 Jahren als Betreiber das älteste Holzkarussell Europas verkauft, entschied der in Monte Laa aufgewachsene Gießerei-Chef Schausteller zu werden. „Um der Stadt etwas zurückzugeben“, wie er sagt. Weil das rote Wien seiner Familie ein Zuhause gewesen sei. Und nicht nur, weil seine Mutter einst Putzfrau beim damaligen Bürgermeister und späteren Bundespräsidenten Franz Jonas war und er selbst „ein guter Freund vom Helmut Zilk“.
Also wechselte das um 1890 erbaute Ringelspiel, dessen Eröffnung schon Kaiser Franz Joseph beigewohnt haben soll, den Besitzer. Doch damit wollte sich Ernst Hrabalek nicht begnügen. Für seinen Park, mit dem er sich „ein Denkmal setzen“ will, schwebte ihm weit mehr vor.
Sein besonderer Stolz ist aber ein Waggon von 1920 aus dem Eisenbahnmuseum Knittelfeld, den eine Gedenktafel an Ernst Hrabalek sen. ziert. Der Vater des nunmehrigen Parkbetreibers war von 1958 bis ’72 Bahnhofsvorstand in Oberlaa – und hätte wohl seine Freude an dem historischen Abteil gehabt, das der Sohn in eine Eventlocation für geschlossene Gesellschaften umbaute.
Kosten ließ sich Hrabalek seinen Park, der noch bis Mitte Oktober geöffnet hat und Mitte März wieder aufsperrt, rund 1,6 Millionen Euro. Gewinne wolle er aber keine erzielen. „Alles, was nach der Kostendeckung überbleibt, kommt dem Preyerschen Kinderspital zugute. Das wird testamentarisch verfügt.
Infos unter www.park-hrabalek.at
Die Schausteller im Böhmischen Prater leiden unter den niedrigen Besucherzahlen. Die Ursachen sind zum Teil hausgemacht: Für Reklame fehlte bis dato ebenso das Geld, wie für ein Shuttleservice; es gibt keine direkte Öffi-Anbindung und das nunmehr notwendige Parkpickerl „löste“ die bisherige Parkplatznot. Jetzt bleiben die Parkplätze nämlich leer.
Programm
Urige Veranstaltungen sollen die Besucherzahlen steigern. Das reicht von Wienerlied- und Blasmusik-Abenden beim Spenglerwirt (Termine unter www.böhmischerprater.at), bis hin zu Konzerten, Kabarett und Familienevents im Tivoli (www.böhmischer-prater.at). Das letzte Mal geöffnet hat der kleine Vergnügungspark im Laaer Wald heuer am 1. November.
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