Frischer Wind im Böhmischen Prater

Mit seinem Park will Ernst Hrabalek Kindern „100 Jahre Freude machen“.
Der „Park Hrabalek“ mit neuen Attraktionen soll wieder mehr Besucher auf den Laaer Berg locken.

Runde um Runde dreht Henriette Geissler mit ihrem Elektromobil durch den Park Hrabalek. Beim Anblick der neuen Attraktionen im Böhmischen Prater lacht der alteingesessenen Schaustellerin das Herz. Sie selbst betreibt im kleinen geschichtsträchtigen Vergnügungspark mitten im Laaer Wald die Oldtimer-Bahn, das 1929 gebaute Raupenkarussell und den Minigolfplatz. Aber „auf so einen“ hat sie schon lang gewartet, sagt sie. Auf „so einen jungen Dynamischen, der was weiterbringt“.

Frischer Wind im Böhmischen Prater
Ringelspiel Böhmischer Prater, Ernst Hrabalek, Peter Rapp, Harry Kopiez
Die Grande Dame des Böhmischen Praters meint damit den pensionierten Unternehmer Ernst Hrabalek, der mit großem finanziellen Aufwand aber „ohne kommerzielles Motiv“ neue Impulse auf dem Laaer Berg setzt. Am Freitag – an seinem 72. Geburtstag – wurde auf 2700 Quadratmetern der nach ihm benannte Park von Landtagspräsident Harry Kopietz und Neo-Bezirksvorsteher Marcus Franz (beide SPÖ) eröffnet.
Frischer Wind im Böhmischen Prater
Böhmischer Prater, Ernst Hrabalek
Sehr zur Freude der anderen Schausteller. „Gut, dass er das gekauft hat“, meint etwa der Sprecher der klein gewordenen Unternehmer-Schar, Franz Reinhardt (dem das Riesenrad und die Kinderautobahn gehören). „Weil er ist mit ganzem Herzen dabei.“

Aus Liebe zu Wien

Gekauft hat Hrabalek von einem Prater-Urgestein. Nachdem er im KURIER gelesen hatte, dass Karl Mayer nach 44 Jahren als Betreiber das älteste Holzkarussell Europas verkauft, entschied der in Monte Laa aufgewachsene Gießerei-Chef Schausteller zu werden. „Um der Stadt etwas zurückzugeben“, wie er sagt. Weil das rote Wien seiner Familie ein Zuhause gewesen sei. Und nicht nur, weil seine Mutter einst Putzfrau beim damaligen Bürgermeister und späteren Bundespräsidenten Franz Jonas war und er selbst „ein guter Freund vom Helmut Zilk“.

Also wechselte das um 1890 erbaute Ringelspiel, dessen Eröffnung schon Kaiser Franz Joseph beigewohnt haben soll, den Besitzer. Doch damit wollte sich Ernst Hrabalek nicht begnügen. Für seinen Park, mit dem er sich „ein Denkmal setzen“ will, schwebte ihm weit mehr vor.

Frischer Wind im Böhmischen Prater
Böhmischer Prater, Ernst Hrabalek
So suchte er „halb Europa“ nach einer originalgetreuen Drehorgel für das denkmalgeschützte Karussell ab – und fand in Holland ein Modell von 1902. Dazu kamen eine Kinder-Geisterbahn, ein durch ein weit aufgerissenes Drachenmaul zu betretendes 6-D-Kino, eine Pit-Pat-Anlage (wo dieses Wochenende Österreichs Elite im Mix aus Billard und Minigolf ihren Staatsmeister ermittelt) sowie eine Kaffee- und Saftbar unter dem Dach eines ausrangierten Karussells von 1820. Mayers ehemaliges Wohnhaus, das seit Kurzem wie ein Lebkuchenhäuschen aussieht, will Herr Hrabalek in ein „lebendes Zinnmuseum“ verwandeln.

Sein besonderer Stolz ist aber ein Waggon von 1920 aus dem Eisenbahnmuseum Knittelfeld, den eine Gedenktafel an Ernst Hrabalek sen. ziert. Der Vater des nunmehrigen Parkbetreibers war von 1958 bis ’72 Bahnhofsvorstand in Oberlaa – und hätte wohl seine Freude an dem historischen Abteil gehabt, das der Sohn in eine Eventlocation für geschlossene Gesellschaften umbaute.

Kosten ließ sich Hrabalek seinen Park, der noch bis Mitte Oktober geöffnet hat und Mitte März wieder aufsperrt, rund 1,6 Millionen Euro. Gewinne wolle er aber keine erzielen. „Alles, was nach der Kostendeckung überbleibt, kommt dem Preyerschen Kinderspital zugute. Das wird testamentarisch verfügt.

Infos unter www.park-hrabalek.at

Frischer Wind im Böhmischen Prater
Die neuen Attraktionen begeistern auch Schaustellerin Henriette Geissler...
Frischer Wind im Böhmischen Prater
und den ehemaligen Besitzer des alten Karussells, Karl Mayer (li.).

Die Schausteller im Böhmischen Prater leiden unter den niedrigen Besucherzahlen. Die Ursachen sind zum Teil hausgemacht: Für Reklame fehlte bis dato ebenso das Geld, wie für ein Shuttleservice; es gibt keine direkte Öffi-Anbindung und das nunmehr notwendige Parkpickerl „löste“ die bisherige Parkplatznot. Jetzt bleiben die Parkplätze nämlich leer.

Programm

Urige Veranstaltungen sollen die Besucherzahlen steigern. Das reicht von Wienerlied- und Blasmusik-Abenden beim Spenglerwirt (Termine unter www.böhmischerprater.at), bis hin zu Konzerten, Kabarett und Familienevents im Tivoli (www.böhmischer-prater.at). Das letzte Mal geöffnet hat der kleine Vergnügungspark im Laaer Wald heuer am 1. November.

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