Schwieriger Sommer für Wiener Freibäder: Wetter macht Betreibern zu schaffen

Das Gänsehäufel ist das beliebteste und größte aller Sommerbäder in Wien.
Regenschirm statt Sonnenschirm und Büro statt Freibad: So könnte man den bisherigen Sommer vieler Wienerinnen und Wiener wohl zusammenfassen. Auf einen recht kühlen Juli folgte zwar eine Hitzewelle im August – doch schon am Donnerstag wird es wieder kühl und regnerisch. Kurzum: Es herrscht alles andere als stabiles Badewetter. Wie erleben die Freibadbetreiber die Saison? Der KURIER hat sich umgehört.
„Unterm Strich“, sagt Martin Kotinsky, „ist es noch keine Katastrophe.“ Er ist Sprecher der Wiener Bäder (MA44) und vergleicht seit vielen Jahren die Besucherzahlen in den öffentlichen Freibädern der Stadt.
Und ja, es gab schon bessere Sommer. „Der Mai läuft nie so besonders, der Juni war dafür ganz okay“, beschreibt Kotinsky. Die entscheidenden Monate seien freilich die Ferienmonate Juli und August. „Und der Juli war unterdurchschnittlich bis schlecht.“ Nun hoffe man, im August noch ein bisschen aufzuholen: „Zwei Wochen haben wir ja noch.“
Stadt hofft auf zwei Millionen Besucher
Um ein Gefühl für die Größenordnungen zu bekommen: 2,25 Millionen Badegäste zählte man im Sommer 2024 – einem Sommer mit sehr langer Hitzewelle, wohlgemerkt. Heuer liegt man bei rund 1,56 Millionen. „Wenn wir auf zwei Millionen kommen, würde es passen“, so Kotinsky. Möglich wäre es: „Mit 100.000 Besuchern pro Woche könnten wir es schaffen.“
2.253.201 Badegäste zählte man im Sommer 2024 in den Freibädern der Stadt Wien. Heuer liegt man bisher bei rund 1,56 Millionen.
662.709 Besucherinnen und Besucher brachte der heurige Juni – er war der stärkste Monat. Zum Vergleich: Im kühlen Juli verzeichnete man (trotz Ferien) nur 417.439 Badegäste.
Die Spitzenreiter: Am beliebtesten ist das Gänsehäufel mit heuer bisher 267.796 Besuchern. Gefolgt vom Kongressbad (105.309 Besucher), der Alten Donau (94.343) und dem Schafbergbad (88.880).
Als „relativ schwierige Saison“ erlebt Marco Ebenbichler, Betreiber des privaten Schönbrunner Bads, den heurigen Sommer. „Der Mai war Scheiße, das muss man so deutlich sagen“, sagt er und lacht. „Der Juni war deutlich besser. Da hatten wir um 15 bis 20 Prozent mehr Besucher als im Jahr davor.“
"Ich hätte genauso gut zusperren können"
Doch dann kam der Juli: „Da hätte ich genauso gut vier Wochen zusperren können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre.“ Dabei sind gerade Juli und August die wichtigsten Monate – und da sind es wiederum die Tagesgäste, die den Umsatz bringen. Doch die kommen nur, wenn das Wetter passt. Oder besser gesagt: die Wettervorhersage. Denn auch die spielt eine zentrale Rolle, ob die Menschen ins Freibad gehen.
Ebenbichler illustriert das anhand des vergangenen langen Wochenendes: „Am Freitag hatten wir 2.000 Besucher, am Samstag 1.000 und am Sonntag nur noch 300.“ Und das, obwohl das Wetter am Sonntag absolut badetauglich gewesen wäre. „Aber ein kleines Wolken- oder Regensymbol in der Vorschau reicht, und die Gäste kommen nicht.“
Wiener gehen vor allem bei Hitze baden
Insofern hat er wenig Hoffnung, dass der August noch den benötigten Aufschwung bringt. Für die kommenden Tage werden 23 bis 25 Grad vorausgesagt (siehe unten). „Richtiges Badewetter herrscht ab 30 Grad. Was schade ist, denn auch bei 23 Grad kann es ein schöner Badetag sein.“
Am Mittwoch sind noch einmal bis zu 31 Grad in Wien möglich – dann schlägt das Wetter um.
„Am Donnerstag erreicht uns ein Tiefdruckeinfluss“, so Steffen Dietz, Meteorologe beim Wetterdienst Ubimet. Zwar könne sich am Vormittag im Osten noch die Sonne zeigen, doch im Tagesverlauf kühle es ab: „Im Westen liegen die Temperaturen nur noch bei 17 Grad, im östlichen Flachland sind 26 Grad möglich“, so der Experte. Überall müsse man aber mit (teils kräftigem) Regen rechnen.
Der Freitag bringe wieder eine Wetterbesserung: „In Wien sind 23 bis 25 Grad möglich und es wird sonnig, aber auch recht windig“, beschreibt Dietz. Das Wochenende zeigt sich wohl wieder etwas freundlicher: Prognostiziert werden 23 bis 25 Grad, dazu gibt es einen Mix aus Sonne und Wolken. Es wird also wieder wärmer – eine Hitzewelle ist laut dem Experten vorerst aber keine mehr in Sicht.
„Wir sind ein bisserl verwöhnt“
Ähnliches beobachtet übrigens auch Kotinsky: „Wir sind in dieser Hinsicht alle ein bisserl verwöhnt“, sagt er. „Früher sind wir bei 25 Grad baden gegangen. Das hat sich verlagert: Es muss schon 27 Grad haben und sonnig sein.“
Blickt man nur auf die Statistik, ist der heurige Sommer übrigens bei Weitem kein Ausreißer nach unten – in Wien lag er bisher sogar um 0,9 Grad über dem langjährigen Mittel. „Vor allem der Juni war sehr warm, er lag 2,8 Grad über dem Schnitt“, erklärt Steffen Dietz, Meteorologe beim Wetterdienst Ubimet. Auch der gefühlt sehr untertemperierte Juli lag im Schnitt nur 0,5 Prozent unter dem Mittel, und das vor allem in Westösterreich. Der August wiederum fiel bisher etwas zu warm aus – und brachte auch um 25 bis 30 Prozent mehr Sonne als üblich.
Im September ist Badeschluss
Am 14. September ist übrigens der letzte Badetag in den Wiener Freibädern. Ebenbichler zeigt sich wie gesagt eher pessimistisch, Kotinsky hingegen will die Hoffnung noch nicht aufgeben: „Gegen das Wetter sind wir machtlos, es gibt halt immer wieder Monate, die ein Totalausfall sind“, sagt er.
Vielleicht werde es ja ein schöner Restaugust und September: „Da könnten wir noch aufholen.“ Und ansonsten würden sich zumindest die Saisonkartenbesitzer über viel Platz in den Schwimmbecken freuen.
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