Für immer Badeschluss? Die Leiden der privaten Sommerbäder

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Dem legendären Neuwaldegger Bad droht das Aus. Auch das Schönbrunner Bad kämpft seit mehr als 20 Jahren um jede Saison – heuer riskiert man es ohne Preiserhöhung.

Ist nach der exakt 100. Saison wirklich alles aus und vorbei? Ist beim kultigsten, lauschigsten und teuersten Sommerbad Wiens wirklich für immer Badeschluss?

Das Neuwaldegger Bad am Rande des Wienerwalds in Hernals hat in seiner langen Geschichte schon viel durchgemacht und alle möglichen Krisen überdauert – sodass die Meldung des ORF von der möglichen Schließung bei den einen für Unglauben, bei den anderen für einen Schock gesorgt hat. Statt am 1. Mai wie geplant die Pforten zu öffnen, prangt auf diesen nun ein weißer Zettel mit der Aufschrift: „Derzeit ruhend“.

Gefüllte Paprika

Gabi Dolezel war zuletzt allein für den Familienbetrieb zuständig – dieser sei ihr nun aber „zu viel“ geworden, ließ sie ausrichten. 2020 ist Mutter Eva verstorben, die einst das Freibad-Buffet mit dem unverwechselbaren Retro-Chic in kulaniarische Höhen geführt hatte und die Gäste mit gefüllten Paprika und Marillenkuchen verköstigte. Den Kochlöffel hatte sie längst an Sohn Michael übergeben, der 2021 aber eigentlich in Pension gehen und das Buffet verpachten wollte. Nach einem massiven Qualitätsverlust kam es zu seinem Comeback – das aber offenbar von kurzer Dauer war. „Wenn in der Familie eine Stütze wegfällt, ist der Badebetrieb offenbar nicht mehr möglich“, zeigt Marcus Korn von der Gutsverwaltung des Stift St. Peter Verständnis.

Das Gut ist Eigentümer des Grundstücks und hat „großes Interesse, dass das Bad heuer noch aufsperrt“: „Es haben sich viele Anrainer gemeldet, die ihre Hilfe anbieten“, berichtet Korn.

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Marco Ebenbichler, Betreiber des Schönbrunner Bads. 

Einer, der weiß, was für eine Arbeit so ein privates Sommerbad bereitet und welch finanzielles Risiko man eingeht, ist Marco Ebenbichler. Der Ex-Schwimmer betreibt seit 2002 das Schönbrunner Bad in Hietzing. Hat er Verständnis, dass ein Badbetreiber alles hinschmeißen will? „Ja, da gab es schon viele Momente, wo man sich das auch dachte“, sagt er zum KURIER. Vor allem in den vergangenen fünf Jahren – als eine Krise die nächste ablöste; als nach Corona die Teuerung kam; als die Sommer zwar heiß, aber der Mai meist verregnet war. Da strampelt man, damit man finanziell nicht absäuft und dann ein Minus in den Büchern steht (wie es schon fünf Mal vorgekommen ist).

Anders als bei den städtischen Bädern gibt es dann nämlich keinen Steuerzahler, der das Loch in der Bilanz füllt. Mangels Förderungen bleiben nur die Einnahmen durch die Gäste. „Und da haben wir heuer großes Risiko genommen und die Preise nicht erhöht, wie es eigentlich sein müsste“, sagt Ebenbichler. Mit 19 Euro für Erwachsene wolle er solange wie möglich unter der magischen 20-Euro-Marke bleiben – und sieht in dem Tarif auch Kostenwahrheit. Dass der Preis im Sommer auch angenommen wird, beweist die volle Liegewiese an Spitzentagen im Hochsommer. „Sind 2.500 Gäste da, brauche ich auch fünf Bademeister.“ Apropos Personal: Gute Saisonkräfte zu finden sei „nicht leicht und früher einfacher“ gewesen, erzählt Ebenbichler. Daher muss auch der Chef selbst Hand anlegen – und WCs putzen. „Es ist ein Fulltime-Job, sonst wäre es nicht zu machen.“

Wiener Bäder: 10 Millionen Verlust

Während am Land ein Bädersterben eingesetzt hat, weil den Kommunen die Kosten bis zum Hals stehen, baut Wien die Infrastruktur aus und bleibt bei gestützten Eintrittspreisen – nämlich 7,60 pro Tag für Erwachsene. Wie kostendeckend ist das? „Nur zu 25 bis 30 Prozent“, erörtert Bäder-Chef Hubert Teubenbacher. 2024 betrugen die Ausgaben für die zehn reinen Sommerbäder 15,4 Millionen Euro – was rund 10 Millionen Verlust ergibt. Für eine schwarze Null müsste man viel teurer werden – mit „Preisen wie in den Privatbädern“, schätzt Teubenbacher.

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