Bäderkrise verschärft: Leistbarkeit von Schwimmbädern in Gefahr

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Für viele Gemeinden ist der Betrieb von Bädern nur schwer zu stemmen. Leichter wird es auch zukünftig nicht.

In Wien geht es erst nach dem Staatsfeiertag los. In zahlreichen Gemeinden Österreichs sperren die Freibäder aber schon traditionell am 1. Mai auf. Und das bei Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen. Bei Betreibern von kommunalen Bädern ist aber längst nicht mehr das Wetter die größte Sorge.

Eine schleichende Schließungswelle rollt durch das Land. Macht ein Bad dicht, sorgt das meist für einen großen Aufschrei vor Ort, der aber hinter der Gemeindegrenze rasch verhallt.

Ein Donnergrollen gab es hingegen in den vergangenen zwei Jahren in Tirol. Dort wurde das sukzessive Schwinden von Schwimmflächen zum politischen Dauerbrenner. Wie viele Einrichtungen mussten aus Kostengründen schließen?

Mehr als 70 Bäder haben seit 2011 in diesem Bundesland dichtgemacht. Zuletzt schnürte die Landesregierung zumindest für die Hallenbäder – die besonders teuer sind – ein Rettungspaket in Höhe von 75 Mio. Euro.

Reichen wird das vor allem für Sanierungen und Neubauten vorgesehene Geld voraussichtlich nicht. „Die Gemeinden kämpfen mit knappen Budgets und die Badbetreiber mit steigenden Betriebs- und Personalkosten. Gleichzeitig sollen die Eintrittspreise leistbar bleiben. Das ist ein toxischer Mix“, erklärte kürzlich Michael Kirchmair, der frisch gekürte Sprecher der Tiroler Bäderbranche.

"Erhaltung ist nicht finanzierbar"

Zunächst Corona und dann die Energiekrise haben ein Problem verschärft, das schon lange unter der Oberfläche brodelte. Denn schon bisher badeten Gemeinden quer durch Österreich nicht im Geld. „Der Erhaltungsbedarf ist nicht finanzierbar“, sagt Kirchmairs Vorgänger Ulrich Mayrhofer, der auch die Lage in anderen Bundesländern kennt. Investitionen würden wegen Finanznöten aufgeschoben, Neubauten seien schon gar nicht zu stemmen.

Lokalaugenschein Schwimmbad Axams

Allein in Tirol haben in wenigen Jahren über 70 Bäder dichtgemacht – etwa jenes in Axams

„Die Gefahr von Schließungen gibt es in ganz Österreich. Klagenfurt hat jetzt schon seit drei Jahren kein Hallenbad mehr“, sagt Mayrhofer. „Wenn es nicht einmal eine Landeshauptstadt schafft, wie soll es dann eine kleine Gemeinde in Ober- oder Niederösterreich schaffen“, so der Tiroler.

Und das gilt nicht nur für Hallenbäder. Bernhard Thumfart, Bürgermeister in Vorderweißenbach, kann ein Lied davon singen. Das Freibad in der 2800-Seelen-Gemeinde in OÖ wird auch heuer nicht eröffnen. Keine kühle, leistbare Erfrischung für jene Menschen vor Ort, die keinen eigenen Pool haben.

Das Bad ist stark sanierungsbedürftig und seit 2023 behördlich gesperrt. Eine Generalüberholung stünde an, Kostenpunkt: rund eine Million Euro. Sechs Angebote wurden eingeholt. Das übersteigt die Gemeindefinanzen enorm. „Wir gehen nächstes Jahr in den Härteausgleich, da wird es budgetär noch enger“. Derzeit erstelle man eine Prioritätenliste der nötigen Ausgaben, das Freibad spiele da keine Rolle. Eine Nachnutzung des Areals sei natürlich sinnvoll, so der Bürgermeister: „Aber es muss für die Gemeinde leistbar sein.“

Gemeinsam baden gehen

Leistbar. Das ist ein Wort der Stunde in Zeiten der Budgetkrise, die Bund, Land und Gemeinden erreicht hat und die Spielräume noch weiter einengen wird. In Tirol hat eine vom Land beauftragte Studie empfohlen, auf Regionalbäder zu setzen. Drei müssten gebaut werden, damit das von Landeshauptmann Anton Mattle ausgegebene Ziel erreicht werden kann, das da lautet: „Jedes Kind soll schwimmen lernen.“

Kirchmair sagt dazu ganz klar: „Wenn Regionalbäder gebaut werden sollen, dann müssen sich die Umlandgemeinden beteiligen.“ Dass gleichzeitig auch andere Bäder schließen müssen, „wird sich nicht verhindern lassen“, ist wiederum Mayrhofer überzeugt. Das Geld müsse zielgerichtet eingesetzt werden.

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