FPÖ-Akademiker nehmen Anleihe beim Horst-Wessel-Lied

FPÖ-Akademiker nehmen Anleihe beim Horst-Wessel-Lied
Freiheitliche sehen linke Demonstranten als neue SA. Rapper droht Strache im Internet mit AK-47.

Je näher der Akademikerball der Korporierten in der Wiener Hofburg rückt, desto schärfer werden auch die Auseinandersetzungen zwischen den Lagern. Für Aufregung aufseiten der Antifaschisten sorgt nun eine Presseaussendung der „Arbeitsgemeinschaft Freiheitlicher Akademikerverbände“. Darin wird unter geringfügiger Abänderung einer Zeile des verbotenen Horst-Wessel-Liedes (einst Kampflied der SA) gegen „linksextreme Zirkel“ polemisiert. Der Pressetext trägt den Titel „Die Straße frei den linken Bataillonen“, im Horst-Wessel-Lied heißt es „Die Straße frei den braunen Bataillonen“.

„Das ist der beste Beweis dafür, in welch geistigem Umfeld sich diese Leute bewegen, und warum wir gegen den Ball sind – eine derartige Gedankenwelt soll nicht salonfähig gemacht werden“, kritisiert Willi Mernyi vom Mauthausen Komitee (MKÖ).

„Wir haben das mit Absicht gemacht, weil wir aufzeigen wollten, dass die Antifaschisten die neuen Faschisten sind“, sagt Wolfgang Caspart vom Freiheitlich-Akademischen Pressedienst. Heutzutage seien die Bataillone nicht braun, sondern rot. „Die linken Chaoten sind die neue SA.“ Darüber ist Mernyi empört: „Das ist die klassische Täter-Opfer-Umkehr.“

FPÖ-Akademiker nehmen Anleihe beim Horst-Wessel-Lied
APA6668606 - 27012012 - WIEN - ÖSTERREICH: FPÖ-Chef Heinz Christian Strache und WKR-Ball-Organisator Udo Guggenbichler (r.) im Rahmen des Balles des Wiener Korporationsringes (WKR) in der Hofburg in Wien am Freitag, 17. Jänner 2012. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++ APA-FOTO: FAYER

Auch heikle Facebook-Kontakte sorgen für Wirbel. Diesmal geht es aber nicht um FPÖ-Funktionäre, sondern um den grünen Neo-Nationalrat Julian Schmid. Dieser war bis vor Kurzem noch mit dem Rapper „lev bro“ befreundet. Auf Facebook postete der Musiker das Video zu seinem „partisan*innenrap“. „Machen wir die City platt. Hände hoch Strache, deine Uhr tick-tack. Raus aus der Hofburg mit dem Nazipack. Mit ’ner AK-47 rein ins Gefecht, NOWKR, Offensive gegen Rechts“, heißt es darin.

FPÖ-Akademiker nehmen Anleihe beim Horst-Wessel-Lied
Lev Bro, Screenshot, youtube

Grüner distanziert sich

„Ich distanziere mich davon. Ich bin gegen Gewalt“, betont der grüne Abgeordnete Schmid. „Aber ich habe über 4500 Facebook-Freunde und twitter-Follower. Da ist es unmöglich mitzubekommen, was die alles tun.“ Die Freundschaftsanfrage sei vom Rapper gekommen. Nachdem die FPÖ die Causa publik machte, löschte der grüne Politiker den Kontakt.

Rapper lev bro freut sich indes über die Gratis-Werbung durch die FPÖ. Er könne sie beruhigen, schreibt er auf Facebook: „wir werden heuer wohl ausnahmsweise vom gebrauch von maschinenpistolen abstand nehmen.“

Bilder von den Protesten im Vorjahr:

Während sich FPÖ und ihre Gegner über bedenkliche Songtexte einen Schlagabtausch liefern, rüsten autonome Gruppen bereits für die Demos gegen den Akademikerball am 24. Jänner: Die „Offensive gegen Rechts“ ruft zu einer Kundgebung um 17 Uhr am Schottentor auf. Von dort wird sich der Demo-Zug zum Stephansplatz bewegen. Dort ist auch das Ziel der Demo des Bündnisses „nowkr“, die um 17 Uhr in Wien-Mitte startet.

Die Aktivisten der Initiative nowkr, die im Kern aus ca. 25 Personen besteht, gehen insgesamt von rund 2000 bis 3000 Teilnehmern aus, wobei etwa 300 aus dem Ausland (vor allem aus Deutschland und Italien) erwartet werden. Ihr Ziel ist klar: Der Ball soll verhindert werden.

Doch was sagen die Organisatoren zu den Attacken gegen Ballgäste und Polizisten, zu denen es in den vergangenen Jahren immer wieder gekommen ist? „Als Organisatoren sind wir nicht dafür verantwortlich, was die Leute nach dem Ende der Demo machen“, betont Student Lukas S. gegenüber dem KURIER. Nachsatz: „Für mich ist es aber nur schwer nachvollziehbar, warum sich manche Burschenschafter wie im Vorjahr in voller Montur außerhalb der polizeilichen Sperrzone bewegen.“ Das könne auch als Provokation betrachtet werden.

Den Slogan, „Unseren Hass, den könnt ihr haben“, will man nicht als Gewaltaufruf verstanden wissen. „Es geht darum, dass die Gefährlichkeit, die von den Burschenschaften ausgeht, ernster genommen wird.

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