In welche Mega-Projekte Wien trotz Sparkurses investieren will

Fernbusterminal Wien
Im Wiener Budget 2026 sind nicht nur Einschnitte vorgesehen. Man will mit Investitionen den Wirtschaftsstandort stärken.

Wien muss sparen. Wie berichtet beträgt das Konsolidierungsvolumen zwei Milliarden Euro. Neben höheren Öffipreisen, wird die Mindestsicherung verschärft, Förderungen werden massiv gekürzt und auch einige Bauprojekte werden vorerst auf Eis gelegt, wie etwa der Neubau der Rudolfsstiftung.

Im Budget sind aber auch Investitionen vorgesehen – in Arbeitsmarkt, Digitalisierung, Life Sciences und Zukunftstechnologien wie KI und Quantenforschung. Damit wolle man den „Wirtschaftsstandort Wien stärken und einen aktiven Beitrag zur Konjunkturbelebung in ganz Österreich leisten“, sagt Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak (SPÖ).

Die Stadt, so die Begründung, sei international anerkannter Wissenschaftsstandort, der mit einer überdurchschnittlichen Forschungsquote aufwarten könne – und mehr als 20 Prozent Wachstum in den letzten fünf Jahren im Life-Sciences-Sektor. Diesen Standortvorteil will man weiter ausbauen, um auch künftig „die Nasenspitze vorne zu haben“, so Novak. Auch Logistik und Tourismus stehen im Fokus, wie auch schon im rot-pinken Regierungsprogramm ersichtlich ist.

Ein Überblick über die wichtigsten Projekte und was geplant ist.

  • AITHYRA: Vor zwei Jahren hat Wien den Zuschlag für ein Institut für Künstliche Intelligenz und Biomedizin erhalten – genannt AITHYRA. Die Forschung dort soll die Entwicklung bahnbrechender Therapien, wie es heißt, etwa im Bereich der Krebserkrankungen, beschleunigen. Das Institut wurde von der Boehringer Ingelheim Stiftung mit 150 Millionen Euro gefördert. Seit Februar 2025 ist AITHYRA in der Marxbox im Vienna BioCenter angesiedelt, bis 2029 soll es aber in das neue Life Sciences Center in Neu Marx einziehen. Dabei handelt es sich um ein neues Labor- und Bürogebäude mit einer Fläche von 14.000 Quadratmetern. Das Bauprojekt wird im Auftrag der Stadt von der Wirtschaftsagentur Wien entwickelt und realisiert. Der erste Mieter soll eben AITHYRA sein.
  • Quanten-Hub: Welche Maßnahmen sind notwendig, um Forschungsergebnisse in neue Geschäftsmodelle zu überführen oder marktfähige Produkte zu entwickeln? Das hat die Wirtschaftsagentur mit Akteurinnen und Akteuren aus Forschung, Industrie und Start-ups erörtert. Dabei hat man sich auf den Aufbau eines lokal verankerten Quanten-Hubs verständigt. Derzeit würden intensive Vorbereitungen und Abstimmungen zwischen Stadt Wien, den Universitäten und beteiligten Institutionen laufen. Weitere Details zu diesem Projekt wolle man derzeit also noch nicht verraten, heißt es im Novak-Büro.
  • Zentrum für Digitalen Humanismus: Wien will, das ist bereits bekannt, internationales Zentrum für digitalen Humanismus sein. „Damit machen wir unsere Stadt zur Vorreiterin einer Technologie, die Werte wie Gerechtigkeit, Teilhabe und Transparenz in den Mittelpunkt stellt“, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bereits im Frühjahr zum KURIER. Neu ist, dass dafür auch ein richtiges Zentrum errichtet werden soll. Gerade finden dazu die Gespräche statt, heißt es von einer Novak-Sprecherin. Ziel sei es, „interdisziplinäre und grundlagenorientierte Werteforschung mit Digitalisierung zu verknüpfen und so unterschiedliche Akteurinnen und Akteure zu vernetzen und sichtbar zu machen“. Es handle sich um eine Kooperation mit anderen Gebietskörperschaften, Institutionen und Personen aus der Zivilgesellschaft. Auch hier könne man derzeit noch keine konkrete Details kommunizieren.
  • AI Gigafactory Vienna: Wie schon mehrfach berichtet, ist Wien mit Unterstützung des Bundes im Rennen als einer der fünf von der EU geplanten Standorte eines riesigen KI-Rechenzentrums. Derzeit wartet man in der Stadt auf die genauen Ausschreibungsdetails. Sollte man den Zuschlag nicht erhalten, werden „wir trotzdem ein Rechenzentrum bauen, vielleicht wird es dann kleiner“, sagt Novak.
  • Fernbusterminal: Dass er wirklich kommt, kann man eigentlich erst glauben, wenn er wirklich da ist. Seit Jahren wird ein Fernbusterminal angekündigt, bisher ist er noch nicht realisiert. Erst wollte keiner der Bezirke Heimat des Infrastrukturprojekts werden, dann gab es Überwerfungen mit dem Investor. Diese endeten nach einem Rechtsstreit mit einem Vergleich. Am Dienstag versprach die Finanzstadträtin, dass er nicht dem Sparstift zum Opfer falle. Derzeit läuft der Rückbau der Sport&Funhalle, die dem Fernbusterminal weichen wird. Noch im November soll der Baustart für Baugrube und Fundierung erfolgen, genau ein Jahr später will man beginnen, Hochbau und Steg zu errichten. Die Inbetriebnahme: ist für Anfang 2029 geplant.
  • Wiener Hafen:  Für 2026 sind insgesamt Investitionen in der Höhe von 11,8 Millionen Euro geplant. Zentrale Investitionen seien die Errichtung eines Retentionsbeckens (4 Millionen Euro), die Renovierung des Bürogebäudes und der Lagerhallen (2 Millionen Euro) sowie die Flächenerneuerung der Uferstraße (2 Millionen Euro) umfassen. Alle Investitionen werden allerdings aus dem laufenden Cashflow des Hafens finanziert. Es gibt keine Zuschüsse der Stadt Wien.

Kommentare