Was ist ein KI-Rechenzentrum?
Es handelt sich um Hochleistungsinfrastruktur, dank der KI-Modelle entwickelt, trainiert und betrieben werden können. Die EU will fünf solcher Rechenzentren etablieren, die 100.000 Grafikprozessoren (GPU) beinhalten. Weltweit gäbe es nur „zwei, drei Rechenzentren solcher Größenordnung“, erklärt Dominic Weiss, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur.
Warum bewirbt sich Wien um das Zentrum?
Ein Standort wie Wien brauche so etwas, um wettbewerbsfähig zu bleiben, so Weiss. Das sei unter anderem essenziell für die internationalen Betriebsansiedlungen. Zudem würde es den Standort sowie Arbeitsplätze absichern und viele weitere schaffen. „Die Höhe an Wertschöpfung, die Menge an Betriebsansiedelungen und geschaffenen Arbeitsplätzen, sind noch gar nicht berechenbar“, sagt auch Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak (SPÖ). „Es wäre wie ein ganz großer Stein, der in den Standort hineingeworfen wird und große Wellen der Wirtschaftsentwicklung mit sich bringt.“
Und: Wien ist schon jetzt einer der führenden Lifesciences-Standorte Europas – ein Bereich, der von einem KI-Rechenzentrum profitieren würde. Die Vorreiterrolle auszubauen, ist für den Standort erstrebenswert: Allein von 2020 bis 2023 stieg der Jahresumsatz der Branche um 22 Prozent auf 22,7 Milliarden Euro.
Hat Wien reelle Chancen auf den Zuschlag?
Ja, aus mehreren Gründen. „Das bestehende Fernwärmenetz, in das die Abwärme in alle Haushalte abgeleitet werden kann, ist ein immenser Standortvorteil“, sagt Weiss. Wien sei bei der Glasfaser-Infrastruktur zwar nicht Spitzenklasse, aber nahe dran – und es gibt starke Verbindungen nach Osteuropa. Bratislava, Budapest und Ljubljana unterstützen die Bewerbung Wiens bereits offiziell. Zudem sei Wien beim „digitalen Humanismus inzwischen weltweit dafür sehr bekannt, dass wir große Maßstäbe setzen. Wir pflegen einen ethisch ordentlichen Umgang mit digitalen Daten und bei digitalen Entwicklungen“, so Novak.
Wo wird der Standort sein?
Kolportiert wurde die Seestadt, fix entschieden ist aber noch nichts. Man verfolge eine „Mehr-Standort-Strategie“, heißt es bei der Wirtschaftsagentur.
Was bedeutet das für die Umwelt?
Das KI-Rechenzentrum werde eine enorme Menge an Energie benötigen, räumt man bei der Wirtschaftsagentur ein. „Die Stadt Wien wird die Energieerbringung zu 100 Prozent nachhaltig zu erbringen“, verspricht Weiss.
Wer soll das Projekt bezahlen?
Die Förderkriterien sind eindeutig: Insgesamt sollen fünf Milliarden Euro investiert werden. Mindestens 65 Prozent müssen durch die Privatwirtschaft getragen werden. Ein entsprechendes Konsortium wird gerade gebildet. Bis zu 35 Prozent werden aus öffentlichen Mitteln getragen werden, also von Bund, Wien und mit EU-Förderungen.
Warum investieren Private in das Projekt?
Dafür gibt es laut Weiss drei Gründe: „Manche Partner sehen das als Investment, andere sind mögliche Betreiber. Dazu kommen potenzieller Abnehmer, die die Rechenkapazität nutzen wollen.“
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