Digitalisierung: Warum in Wien KI auf Ethik trifft

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Derzeit findet die erste internationale Konferenz zu digitalem Humanismus im Museumsquartier statt. Damit will die Stadt ihren Ruf als Wissenschaftsstandort festigen.

Der Zeitpunkt für eine Konferenz über digitalen Humanismus könnte kaum passender sein. Am Montag wurden durch eine KI-generierte Bombendrohung rund 50 Schulen, darunter einige in Wien, in Österreich lahmgelegt – der KURIER berichtete.

Vor wenigen Tagen machte eine Meldung die Runde, dass bei einem Testlauf herausgefunden worden sei, dass die künstliche Intelligenz nicht vor Erpressung zurückschrecken würde.

Und in den USA haben die Gerichte vergangene Woche ein Verfahren zugelassen, nachdem sich ein 14-Jähriger nach Chats mit einer KI das Leben genommen hatte – das Kind soll emotional abhängig geworden sein, der Bot habe zudem selbst immer wieder Selbstmord thematisiert.

Alles Begebenheiten, die Fragen zu Ethik, rechtlichen Grenzen und dem generellen Umgang mit künstlicher Intelligenz aufwerfen. Und all das wird bei der ersten internationalen „Digital Humanism“-Konferenz diskutiert, die noch bis zum heutigen Mittwoch, im Museumsquartier stattfindet.

Die Veranstaltung, die unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Alexander Van der Bellen steht, sei „Treffpunkt für führende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Technologie, Politik und Zivilgesellschaft“, wie es bei der Stadt heißt.

Veronica Kaup-Hasler eröffnete die Konferenz

Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler eröffnete die Konferenz.

Das Motto der Tagung lautet „Shaping our digital future“ und lässt sich kurz gefasst auf die Frage runterbrechen, wie man Innovation gestaltet, ohne gesellschaftliche Verantwortung auszublenden und demokratische Prozesse zu gefährden.

„Wien zeigt, dass Digitalisierung nicht den Menschen ersetzen, sondern ihm dienen soll“, sagt Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zum KURIER. „Mit dem digitalen Humanismus machen wir unsere Stadt zur Vorreiterin einer Technologie, die Werte wie Gerechtigkeit, Teilhabe und Transparenz in den Mittelpunkt stellt.“

Die angesprochene Vorreiterrolle unterstrich auch sein Vorgänger Michael Häupl, mittlerweile Präsident des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF), bei der Eröffnung: „Wir bringen die klügsten Köpfe zusammen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die allen zugutekommen – nicht nur wenigen.“

Manifest aus dem Jahr 2019

Tatsächlich beschäftigt man sich in der Stadt schon länger mit diesem Thema – im Jahr 2019 wurde das Wiener Manifest für digitalen Humanismus aufgesetzt, denn „die digitale Transformation ist kein Selbstläufer“, wie Manifest-Mitinitiator Hannes Werthner betont. Laut Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler würden zudem gezielt interdisziplinäre Forschungsprojekte unterstützt, wissenschaftlicher Austausch gefördert und auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik gesetzt. 

Die Konferenz sei ein Ort „für kritische Fragen, mutige Ideen und konkrete Perspektiven auf eine digitale Zukunft“, aber auch „Teil der langfristigen Strategie der Stadt Wien, Digitalisierung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen“.

Eine andere Strategie bedient all das auch: Wiens Stellenwert als Wissenschaftsstandort weiter zu festigen. Die Konferenz sieht Neos-Wissenschaftssprecher Stefan Gara darum als wichtigen Impuls für die Rolle der Stadt als Technologiestandort: „Wien muss sich als führender Innovationsstandort für digitale Technologien positionieren, in Europa und darüber hinaus.“

Wien biete dafür das perfekte Umfeld, ist Erich Prem, Obmann des veranstaltenden Vereins zur Förderung des digitalen Humanismus, überzeugt – und zwar mit „einer starken Forschungslandschaft, politischer Weitsicht und einer engagierten Community“.

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