Standort: Wie Banken das Wiener Stadtbild prägen

Eine Frau als Statue im neuen Kunstpark am Mühlschüttel.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig will sich zunehmend als Wirtschaftspolitiker positionieren. Mit der Finanzwirtschaft, mit der es bereits zahlreiche Kooperationen gibt, wird der Austausch intensiviert.

Dass Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)am Mittwoch in der Alten Börse als Gastredner in der Vorstandssitzung des Bankenverbandes Österreichs fungierte, überrascht wenig, wenn man auf die vergangenen Monate zurückblickt.

Schon im Wahlkampf legte er einen großen Fokus auf Wirtschaftsthemen und dieser Bereich nimmt einen Großteil des rot-pinken Regierungsprogramms ein. Es sei auch sein politischer Schwerpunkt in den kommenden Monaten, bekräftigt der Bürgermeister gegenüber dem KURIER. Und dafür brauche es auch die Banken. „Um das Wirtschaftswachstum in Wien weiter anzukurbeln, braucht es ein gutes und professionelles Verhältnis zu allen Bereichen der Wiener Wirtschaft, auch zum Bankensektor“, erklärt Ludwig. „Wir kämpfen um jedes Prozent Wirtschaftswachstum und damit um zusätzliche Arbeitsplätze.“

Wien sitzt bekanntlich, wie auch ganz Österreich, auf einem massiven Schuldenberg

++ THEMENBILD ++ SOMMER / WETTER / KLIMA / HITZE : TWIN CITY LINER

Der von André Heller gestaltete Park, der Twin City Liner oder das Tennisturnier Erste Bank Open: Österreichs Banken sind an zahlreichen Projekten beteiligt und/oder sponsern diese. 

Der Budgetvoranschlag, der wohl in fast allen Bereichen Kürzungen beinhalten muss, soll im Dezember beschlossen werden. Gleichzeitig muss man den Standort stärken. Sonst wird es nichts mit dem impliziten Versprechen der Stadtregierung, die sich selbst mit dem Namen „Aufschwungskoalition“ die Latte hochgelegt hat.

Kein „Entweder Oder“

Den Vorwurf, dass man sich zum Geld hin und von der eigenen Klientel, traditionell oft aus dem Arbeiterbereich, wegbewege, will Ludwig jedenfalls nicht stehenlassen. Es sei kein „Entweder Oder“.

Das würden unter anderem viele gemeinsame Projekte und Kooperationen zeigen, die der Allgemeinheit zugute kommen. Diese reichen vom gerade erst neu von André Heller kuratierten Park am Mühlschüttel über das Filmfestival am Rathausplatz bis hin zum Twin City Liner (siehe Infobox).

Gemeinsame Stiftung

Dass so gute Partnerschaften wichtig seien, unter anderem für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sehe man auch im Krisenfall. Da der tiefgreifende Strukturwandel im Bankensektor in den vergangenen Jahren zu Personalabbau geführt hat, wurde 2018 von Stadt Wien, AMS Wien und den Sozialpartnern gemeinsam mit dem Bankenverband die „Branchenstiftung Finance“ ins Leben gerufen.

Arbeitssuchende werden bei Qualifizierung, Umschulung und Arbeitssuche unterstützt. Rund ein Drittel wechselt dabei in Sozial-, Gesundheits- oder pädagogische Bereiche, in denen händeringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht werden. Die Stiftung wurde 2022 verlängert, Eintritte sind bis Ende 2026 möglich.

In seiner Rede vor den Bankenvertretern verwies Ludwig darauf, dass „Zukunftsbranchen wie Life Sciences, Quantentechnologie und Green Jobs der Finanzwirtschaft neue Geschäftsfelder eröffnen“. Die Stadt Wien hat bereits mehrmals bekräftigt, diese Bereiche stärken zu wollen. Darum hat man sich, wie berichtet, bei der EU als Standort für ein riesiges KI-Rechenzentrum, „AI-Gigafactory“ genannt, in Spiel gebracht. Derzeit wartet man noch auf die endgültigen Ausschreibungskriterien der EU.

Das Investitionsvolumen beträgt jedenfalls rund fünf Milliarden Euro. „Solche Projekte sind ohne Banken nicht realisierbar“, so Ludwig.

Auf die „Überholspur“

„Banken sind ein entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Wien“, sagt darum auch Enver Sirucic, Präsident des Bankenverbandes und CFO der BAWAG Group. „Im Dialog können wir diesen gemeinsam vorantreiben“.

„Vernetzten und der Austausch zwischen Banken, Wirtschaft und Politik sind in wirtschaftlich fordernden Zeiten entscheidend“, befindet Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands. „Wir müssen die einzelnen Standpunkte verstehen und gemeinsam an dem Ziel arbeiten, Österreich wieder auf die Überholspur zu bringen.“

Zusammen mit dem Bankenverband will die Stadt den eingeschlagenen Kurs fortsetzen, wodurch sich Ludwig zu einer ordentlichen Portion Optimismus hinreißen ließ: „Wenn Wien eine Aktie wäre – sie wäre kein kurzfristiger Trade, sondern ein langfristiger Wert: krisenfest, wachstumsstark, zukunftssicher.“

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