Zu wenig Geld: Pride Village bei Regenbogenparade abgesagt

Zwischen Burgtheater und Rathaus liegt von 12. bis 15. Juni das EuroPride Village.
Veranstalter "enttäuscht" über zu geringe Förderungen der Stadt. Wiederkehr und Neos bedauern und beklagen schlechten Stil.

Die Wiener Regenbogenparade, auch als Vienna Pride bekannt, ist mittlerweile eine Institution. Seit 1996 zieht die Mischung aus Demonstration und riesiger Party an einem Samstag im Juni gegen den Uhrzeigersinn um den Ring, um für die Rechte und die Gleichstellung lesbischer, schwuler, bisexueller, transgender, intergeschlechtlicher und queerer Menschen Stellung zu beziehen. Im vergangenen Jahr gingen bis zu 250.000 Menschen auf die Straße, um für Akzeptanz und, ja, mehr Liebe zu demonstrieren.

Im Vorfeld der diesjährigen Parade am 17. Juni gibt es aber deutliche Misstöne zwischen dem Veranstalter Homosexuelle Initiative Wien (HOSI) und dem Büro des zuständigen Stadtrats, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos). In einer Donnerstagmittag verschickten Aussendung beklagt die HOSI viel zu niedrige Förderungen der Stadt, weswegen man das im Vorfeld der Parade stattfindende "Pride Village" am Rathausplatz absagen müsse.

175.000 Euro Förderung

Man sei informiert worden, dass die Veranstaltung mit 175.000 Euro von der Stadt unterstützt werde, alleine die Kosten für die Sicherheit würden aber 160.000 Euro ausmachen, sagt HOSI-Obfrau Ann-Sophie Otte. "Denn für zehntausende Menschen braucht man Sicherheitspersonal, Schleusen, Bewegungskonzepte und mehr. Und da ist noch kein Cent für Bühne, Lautsprecher oder andere Veranstaltungstechnik ausgegeben, für die die Preise seit Corona um rund 30 Prozent gestiegen sind.“

Zu wenig Geld: Pride Village bei Regenbogenparade abgesagt

Die Pride ist ein Fixpunkt im Wiener Veranstaltungskalender

Beantragt wurde daher für dieses Jahr eine Förderung in Höhe von 645.000 Euro, hieß es bei der HOSI auf KURIER-Anfrage. Insgesamt beliefen sich die Kosten auf rund 1,2 Millionen Euro, etwa die Hälfte werde durch Kooperationen und Sponsorings aufgestellt.

Nun sei man enttäuscht, dass Wiederkehr keine Lösung gefunden habe. Leiden müsse darunter die LGBTIQ-Community, der "eine wichtige Möglichkeit für Sichtbarkeit und Austausch" genommen werde. Zudem rücke die im rot-pinken Koalitionspakt in Aussicht gestellte Bewerbung für die "World Pride" in weite Ferne, da man auch bei der Infrastruktur und dem Team sparen müsse. Damit gehe "über viele Jahre aufgebautes Know-how verloren", so Otte.

Neos beklagen schlechten Stil

Wiederkehr kann die Vorgehensweise der HOSI wiederum überhaupt nicht verstehen. Im Vergleich zu 2021 und 2022 sei die Förderung von 150.000 Euro um 15 Prozent auf 175.000 Euro angehoben worden. "Damit wäre die Veranstaltung sehr gut durchführbar gewesen. Für mich ist die Absage nicht nachvollziehbar. Ich werde mich jetzt dafür einsetzen, dass es ein attraktives und buntes Angebot geben wird, um das Pride Village zu retten", sagt der Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat.

Zu wenig Geld: Pride Village bei Regenbogenparade abgesagt

Auch die Politik lässt sich gerne auf der Pride sehen: Hier im Vorjahr SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Gesundheitsminister Johannes Rauch (beide Grüne), Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures und EU-Abgeordneter Andreas Schieder (beide SPÖ). Vizebürgermeister Wiederkehr hielt 2022 eine Rede auf der Parade

Der LGBTIQ*-Sprecher der Neos im Gemeinderat, Thomas Weber, kann insbesondere die Vorgehensweise der HOSI nicht verstehen: "Es ist kein guter Stil, der Stadt über die Medien auszurichten, dass die HOSI es auch heuer nicht schafft, das Pride Village auf die Beine zu stellen. So geht man in einer guten Partnerschaft nicht miteinander um.“ Nun gelte es, alternative Möglichkeiten zu prüfen.

Auch Wiederkehr betont, Wien sei "stolz, Regenbogenhauptstadt zu sein" sowie den Beitrag, den Pride und Pride Village für die Sichtbarkeit von "Vielfalt und Buntheit" in der Stadt leisten würden. Zudem könne man ein auch im internationalen Vergleich umfangreiches Förderangebot herzeigen.

Der grüne Stadtparteichef Peter Kraus kritisiert hingegen einen "Schlag ins Gesicht der Community". Das Pride Village sei seit vielen Jahren ein Treffpunkt und Ort des Austausches für die queere Community, für Wirtschaft und Kultur. Darüber hinaus sei es "ein Magnet für viele Touristinnen und Touristen aus unseren Nachbarländern, weil die Vienna Pride weit über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung erlangt hat".