Flüchtlinge: Stadt Wien sucht private Quartiere

Das Flüchtlingsquartier in der Wiener Bachofengasse
Notquartiere sind überfüllt. Werbekampagne soll Abhilfe schaffen.

"Wir haben ein Zimmer frei. Sie auch?", fragt die Stadt Wien in Zeitungsinseraten. Die Werbe-Initiative zielt darauf ab, private Unterkünfte für Flüchtlinge zu finden, die derzeit in Notquartieren untergebracht sind. Denn die platzen aus allen Nähten.

Zurzeit warten 56 Prozent der 18.330 Personen, die in Wien von der Grundversorgung erfasst sind, in organisierten Quartieren auf den Ausgang ihres Asylverfahrens, 44 Prozent in privaten. Zwar schafft die Stadt laufend neue Quartiere – seit September wurden im organisierten Bereich 45 Einrichtungen mit einer Kapazität von rund 10.000 Plätzen adaptiert. Doch sind Private, die leistbaren Wohnraum zur Verfügung stellen können, gefragt. "Solche Angebote können den Bedarf an Unterkünften natürlich nicht vollständig decken", erklärt Wiens Flüchtlingskoordinator Peter Hacker, "sie sind aber zentraler Baustein bei der Integration von Flüchtlingen."

Flüchtlinge: Stadt Wien sucht private Quartiere
Interview mit Peter Hacker, Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien, am 27.07.2015. Anfang Juli wurde Peter Hacker zum Projektleiter für das Flüchtlingswesen in Wien ernannt.
Gesucht werden Quartiere in Wien und Umgebung, die sechs Monate oder länger zur Verfügung stehen. Handelt es sich dabei um eine Wohnung, so muss diese beheizbar sein sowie über sanitäre Anlagen und eine Küche verfügen. Möblierung ist zwar wünschenswert, bei Bedarf können aber NGOs aushelfen. Ähnlich lauten die Auflagen für Zimmer: Diese sollen für die Bewohner allein benutzbar und absperrbar sein. Sanitäranlagen und Küche im Haus müssen mitbenutzt werden können. Abgesehen von Quartieren sind Zeit, Sach- und Geldspenden gefragt (www.flüchtlinge.wien).

Welche Herausforderungen noch auf Österreich zukommen, ließe sich nur schwer einschätzen, sagt Hacker. Klar sei nur, dass heuer bundesweit bis zu 95.000 Menschen einen Asylantrag stellen. "Und dass sich andere Bundesländer mehr anstrengen müssen, damit wir zu einer fairen Verteilung kommen."

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