Filmriss im Zehnten: Kepler Kino sperrt zu
Für Filmliebhaber beginnt das neue Jahr mit einer schlechten Nachricht: „Midnight in Paris“ und „Wie man leben soll“ waren die letzten Filme, die über die Leinwand des Favoritner Kepler Kinos geflimmert sind. Zu Neujahr stellte das bereits 1907 gegründete Lichtspielhaus seinen Betrieb ein. „Ich bin jetzt 65 und hab genug“, sagt Betreiberin Christine Münch.
Damit geht das Kinosterben in der Hauptstadt weiter: Während es 1988 noch 59 Betriebe gab, ist ihre Zahl mittlerweile auf 36 geschrumpft. Unter den Opfern sind so prominente Traditionshäuser wie das Auge-Gottes-Kino im 9. Bezirk, das erst im vergangenen März seine Tore für immer geschlossen hat. Oder das Flotten-Kino in der Mariahilfer Straße, in dessen Gebäude mittlerweile eine McDonald’s-Filiale ist. Kurz vor dem Zusperren stehen auch die Breitenseer Lichtspiele.
Düstere Prognose
„Es werden wohl noch einige Kinos verschwinden“, fürchtet Christian Dörfler vom Wiener Fachverband für Lichtspieltheater. Es ist unter anderem die nötige Digitalisierung, die vor allem kleine, ohnehin nicht allzu gut besuchte Häuser in eine finanziell ausweglose Situation bringt. „Um einen Saal auf ein Hollywood-Content-fähiges System umzurüsten, braucht man rund 80.000 Euro“, sagt Dörfler, der selbst das Haydn-Kino in der Mariahilfer Straße betreibt. Selbst mit den Förderungen, die Stadt und Bund fließen lassen, sei das für manche Betreiber eine viel zu große Investition.
Die großen US-Studios würden selbst den Nachspieler-Kinos (bieten neue Filme erst Wochen nach der Uraufführung an) nur Kopien zur Verfügung stellen, die ausschließlich auf modernstem Gerät abgespielt werden können.
Laut Dörfler gibt es aber auch weitere Gründe für das Verschwinden der Kinos: „Manche haben einfach eine schlechte Lage oder sie haben es verabsäumt, sich auf bestimmte Marktnischen zu konzentrieren.“ So habe sich sein Haus auf englischsprachige Aufführungen spezialisiert. „Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch die Konkurrenz der Multiplex-Kinos.“
Es sei mit dem Kinosterben nicht anders als in vielen anderen Wirtschaftsbereichen auch: „Wenn sich die Spirale nach unten dreht und sie der Kino-Betreiber nicht gleich am Anfang stoppt, wird es immer schwieriger. “
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